Gäste des Bremer Straßencafés, das immer mittwochs, freitags uns samstags auf dem Delmemarkt eröffnet, haben am Freitag einen ungewöhnlichen Service erlebt.
Zwei Kellner mit bemerkenswert ausdrucksstarken Masken-Gesichtern nahmen Bestellungen auf, staubten die Besucher ab, schenkten ihnen Rosen und gerne auch mal eine kräftige Umarmung.
AWO will Barrieren im Kopf abbauen
Hintergrund der Aktion: Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) wollte „Barrieren im Kopf“ abbauen. Besucher des Straßencafés sollten beim Kaffee ins Gespräch kommen mit Menschen, die geistige oder körperliche Beeinträchtigungen haben beziehungsweise unter psychischen oder Suchterkrankungen leiden.
Mehrere Hundert von ihnen betreut die gemeinnützige Gesellschaft AWOIntegra in 15 Bremer Einrichtungen. „Barrieren im Kopf bestehen gegenüber vielen, die als nicht normal eingestuft werden“, sagt Gaby Murr, stellvertretende Leiterin von AWOIntegra.
Klienten haben mit Diskriminierung zu kämpfen
Ihre Klienten hätten im Alltag immer wieder mit Diskriminierungen zu kämpfen, sagt Leiter Gunnar Zropf. Böser Wille stecke eigentlich nie dahinter. „Alles, was man nicht kennt, ist oft erst einmal unheimlich“, sagt er.
Das Begegnungscafé auf dem Delmemarkt und auf dem Ansgarikirchhof solle dazu beitragen, sich eben doch kennenzulernen. „Übers Wetter reden kann man schließlich mit jedem“, sagt Gaby Murr. Als Eisbrecher sollten dabei die beiden Maskenkellner Julia Warneke und Franz Fendt dienen.
Mann erzählt freimütig aus seinem Leben
Ein Mann aus einer Neustädter Wohngruppe der AWO erzählt freimütig von seinen Krankheiten. Schizophrenie und Borderline seien diagnostiziert worden. Auf der Pappelstraße ist er auch sonst häufig unterwegs.
Ins Gespräch mit Fremden kommt er nur selten. „Ich bin schüchtern“, sagt er. Dabei habe er durchaus ein Interesse daran, auch „Leute, die normal sind“ kennenzulernen.
Besucherin: „Häufiger Hilfe anbieten“
Regina Heygster ist extra in die Neustadt gekommen, weil sie vom Aktionstag gehört hat. „Das Projekt finde ich toll. Ich hoffe, dass Leute über das Thema nachdenken“, sagt sie. „Vielleicht müssten alle viel häufiger einfach ihre Hilfe anbieten. Daraus ergeben sich doch oft Gespräche.“
Straßencafé-Chef Thorsten Imbusch musste nicht lange überlegen, ob er die Aktion unterstützt. „Das Motto spricht doch für sich“, sagt er. „Und wo kommen schließlich mehr Leute vorbei als an einem Straßencafé? Hier haben sich schon häufiger Kunden kennengelernt, die jetzt regelmäßig zusammen Kaffee trinken.“