Im vergangenen Jahr lag der Krankenstand von Bremer Arbeitnehmern mit 3,9 Prozent das erste Mal seit 16 Jahren unter dem Bundesdurchschnitt (4,1 Prozent). Dabei waren, laut einer Studie, Frauen häufiger krank als Männer. Von 1000 werktätigen Frauen waren im Durchschnitt 46 pro Tag krank, bei den Männern waren es nur 34.
„Der viel zitierte kleine Unterschied ist damit größer als gedacht“, sagt Regina Schulz, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Bremen. Die meisten Fehltage am Arbeitsplatz gingen auf drei Krankheitsarten zurück: Muskel-Skelett- Probleme, psychische Erkrankungen und Atemwegsleiden.
Frauen sind länger krank
Bei Männern waren Skelett-Muskel-Probleme der häufigste Grund für die Arbeitsunfähigkeit, während bei den Damen psychische Probleme die meisten Fehltage verursachten. „Die Studie zeigt auch, dass Männer und Frauen von unterschiedlichen Krankheitsprofilen betroffen sind.“
Der Landesreport zeigt auch deutlich, dass Frauen häufiger und länger krankgeschrieben sind als Männer. So dauert ein Krankheitsfall bei Frauen im Durschnitt 12,3 Tage, während die Herren der Schöpfung nur 11,3 Tage pro Krankheitsfall fehlen.
Beschäftigte im Öffentlichen Dienst hatten 2015 mit 4,8 Prozent den höchsten Krankenstand in Bremen. Auch im Gesundheitswesen lag der Krankenstand mit 4,1 Prozent über dem Durchschnitt. Im Bereich Dienstleistungen und Rechtsberatung waren die Arbeitnehmer am wenigsten krank, diese Bereiche wiesen einen Durchschnitt von 2,8 Prozent aus.
Männer gehen seltener zum Arzt
Bei den psychischen Erkrankungen ist der Unterschied zwischen Männern und Frauen wesentlich größer als bei allen anderen Erkrankungsarten. Bezogen auf je 100 Versicherte hatten Frauen in Bremen pro Jahr 336 Psycho-Fehltage, Männer nur 208 – also 128 Fehltage weniger. Allein aufgrund von Depressionen hatten Frauen 2015 ein Viertel mehr Fehltage als Männer. „Psychische Erkrankungen sind hauptverantwortlich dafür, dass Frauen mehr Fehltage aufweisen“, erklärt Schulz.
Zumindest ein Teil des Unterschieds bei den krankheitsbedingten Ausfällen kann man auch mit dem Umgang mit Erkrankung erklären. Männer in Bremen besuchen im Durchschnitt nur vier Mal pro Jahr einen Arzt. Berufstätige Frauen hingegen sind etwa sieben Mal in ärztlicher Behandlung.
Grundlage für geschlechtersensible Gesundheitsförderung
„Selbst wenn man Vorsorgeuntersuchungen und schwangerschaftsbedingte Behandlungen nicht einrechnet, sind Männer weitaus seltener beim Arzt. Sie sind womöglich aber genauso oft krank wie Frauen“, so Schulz.
„Für eine geschlechtersensible Gesundheitsförderung in den Betrieben können die Ergebnisse unserer Studie eine wichtige Grundlage sein“, sagt DAK-Landeschefin Schulz. „Wo Männer und Frauen unterschiedliche Bedürfnisse haben, sollen sie von den Betrieben auch geschlechtsspezifische Angebote bekommen.“