Als Wolf-Dieter Wichmann 1966 erstmals ein Karate-Dojo betrat, war er mit 18 Jahren schon verhältnismäßig alt. Seine vorherigen sportlichen Erfahrungen als Wettkampfschwimmer, Fechter und Kunstturner hätten ihm aber den Einstieg in die Kampfsportart leicht gemacht, sagt der 68-Jährige heute.
In diesem Jahr feiert der Rablinghauser sein Karatejubiläum. Seit 50 Jahren ist er dem Sport verbunden. Vieles hat sich in dieser Zeit verändert, aber eins, das ist immer gleich geblieben. „Wenn ich selbst kein Karate mache, bin ich unausstehlich.“
Karate führte Wichmann auch nach Bremen
Der Diplom-Sportlehrer hat mit dem Sport viel erlebt, Erfolge bei Welt- und Europameisterschaften gefeiert und nach eigenen Worten wohl tausende Schüler trainiert – seit seinem Umzug aus Köln im Jahr 1977 auch in Bremen, wo er den Budo-Club Bremen leitet, wo er auch Judo und Kendo unterrichtet.
Zu Höchstzeiten trainierten dort 350 Sportler, heute sind es noch rund 80. 20 Vereine in ganz Deutschland trainieren außerdem mit Wichmann und engagieren ihn für Lehrgänge.
Kompromisslos, wenn es um Karate geht
Wenn es um Karate geht, dann ist der Rablinghauser kompromisslos. Als junger Mensch sei auch er interessiert daran gewesen, Titel zu gewinnen. „Aber irgendwann merkst du bei Leuten im Umfeld, dass die, die dabei bleiben, die sind, die nicht viel Wert auf solche Äußerlichkeiten legen“, sagt er.
Deshalb ist ihm seit Jahren nichts wichtiger, als die Tradition, der Karate verbunden ist. Die Entwicklung des Wettkampfsports sieht er skeptisch und hat mit Mitstreitern deshalb 2002 die eigene Stilrichtung „Shotokan Fudoshin Ryu“ begründet.
Möglichst nah an die Realität kommen
Ihr Ziel: Die Elemente des ursprünglichen Shotokan-Karate, so wie auch Wichmann selbst sie von namhaften japanischen Karatekas gelernt hat, zu erhalten und zu verbreiten. Wichmann geht es darum, in der Simulation einer Kampfhandlung möglichst nah an die Realität heranzukommen – ohne sie aber letztlich zu erreichen.
Die Energie in sich selbst zu fokussieren und die Bewegungen möglichst akkurat auszuführen, darauf komme es an. Auch die Werte, für die Karate traditionell steht – die rechte Haltung, Tapferkeit, universelle Menschenliebe, korrektes Verhalten, Aufrichtigkeit, Ehre und Ruhm, Loyalität und Hingabe liegen Wichmann besondres am Herzen.
Wichmann ist längst nicht fertig
„Jede Bewegung macht Spaß“, betont er. Dabei geht es ihm gar nicht um den Zweikampf. Auch im Kampf mit imaginären Gegnern, der sogenannten Kata, kann Wichmann aufgehen. Worin die tiefe Befriedigung liegt, erklärt er mit einem Beispiel. „Es ist ein bisschen so, als würde man mit Papierkügelchen in eine Tasse werfen und jedes Mal treffen.“
Auch 50 Jahre nach seinem ersten Training, ist Wichmann längst nicht fertig. „Es gibt kein Ende“, sagt er. Ziele hat er trotzdem noch: „Was noch kommen soll, ist die Offenheit, neue Situationen anzunehmen.“ Karate wird ihm sicher dabei helfen.