Noch schnurren sie leise aus ihren schwarzen Gehäusen: mechanische Ferrariszähler erfassen in den meisten Haushalten den Stromverbrauch. Damit soll bald Schluss sein, der Bundestag fordert die Auswechslung der alten Messtechnik. Neue digitale Stromzähler, so genannte Smart-Meter, werden nach und nach verpflichtend.
Mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD, gegen das Votum der beiden Oppositionsparteien, beschloss der Deutsche Bundestag im Juni den Austausch alter Strommesstechnik. Zwischen 2017 und 2032 soll die Umrüstung auf intelligente Erfassungssysteme passieren. Digitale Smart Meter sollen Stromkunden dann helfen, ihren Energieverbrauch transparenter zu machen und im günstigsten Fall, Stromkosten einzusparen.
Stromzähler werden nach und nach umgerüstet
Verbauchsabhänig werden die im Einsatz befindlichen Messgeräte nach und nach ersetzt. Zuerst sind die Großverbraucher dran, danach auch Haushalte mit einem Jahresstrombedarf von 6.000 bis 10.000 Kilowattstunden. Kritikern missfällt dabei vor allem, dass neben einer erhöhten Zählergebühr auch die Kosten für die zur Installation nötigen Vorrichtungen alleine von den Hauseigentümern getragen werden sollen. Dass die Politik die Stromkonzerne zu Lasten der Verbraucher von solchen Ausgaben befreie, empört den Verbandspräsidenten von Haus & Grund, Kai Warnecke.
Der Osterholzer Bundestagsabgeordnete der Linken, Herbert Behrens, problematisiert zusätzlich, dass die Datenübertragung der neuen Erfassungsmethode nicht auf den Rechnern der Stromversorger erfolgen soll, sondern von den Netzbetreibern durchgeführt wird, „das sind am Ende vier riesige Konzerne“, warnt Behrens vor neuen Kostenfallen und Datenmissbrauch.
Abgeordnete pochen auf Datenschutz
Die so genannte Verbrauchersouveränität hatte auch die SPD-Parlamentarierin Christina Jantz-Herrmann im Auge, die dem Gesetz zustimmt. Technisch könne ein intelligentes Messsystem die Verbraucherdaten im Viertelstundentakt aufzeichnen, der Datenschutz garantiere aber, dass die Messwerte ohne Einverständnis des Nutzers nicht weitergegeben werden. „Wir hätten uns noch weitergehende Regelungen im Bereich der Kostenübernahme gewünscht – hier war unser Koalitionspartner aber nicht zu weiteren Zugeständnissen bereit“, so die Schwaneweder Abgeordnete.
„Wir haben insgesamt ein ausgewogenes Gesetz beschlossen, das die Interessen der Endverbraucher berücksichtigt und die Digitalisierung und damit auch die Optimierung des Stromverbrauchs jedes Endverbrauchers ermöglicht“, sagt der CDU-Abgeordnete Andreas Mattfeldt aus Langwedel. Den Einbau der neuen Messsysteme hält er für einen wichtigen Baustein der Energiewende. Dem Verbraucher könnten sie sein eigenes Verbrauchsverhalten besser veranschaulichen und damit helfen, Stromkosten zu sparen. Insbesondere sind Smart Meter auch die Voraussetzung für variable, „maßgeschneiderte“ Tarife, etwa günstige Tarife zu Niedriglastzeiten.
Osterholzer Stadtwerke für Einbau gerüstet
Wolfgang Heeger von den Osterholzer Stadtwerken bestätigt, dass das Unternehmen als Messstellenbetreiber in Osterholz-Scharmbeck, Ritterhude und Lilienthal ab dem Jahr 2017 nur noch die intelligenten Messsysteme einbauen werde. Der Pflichteinbau erfolge in zwei Stufen, zunächst bei großen Verbrauchern (mehr als 10.000 Kilowattstunden pro Jahr) und ab 2020 bei kleineren Verbrauchern (6.000 bis 10.000 kwh). Mit welchen Kosten die Hauhalte zu rechnen haben, stehe noch nicht fest. Heeger gibt an, dass der Gesetzgeber eine Spanne von 23 Euro für Kleinanlagen bis 200 Euro für größere Anlagen vorsieht. Man arbeite seit Jahren intensiv an der Thematik. Aktuell erstellen die Stadtwerke auf Grundlage des gerade verabschiedeten Gesetzes ein Konzept zur Umsetzung.