Für die meisten Bremer sind die schwimmenden Pontons ein harmloses Freizeitvergnügen: Die Badeinseln im Sodenmatt-, Achtediek- und Bultensee laden ein, zu ihnen hinaus zu schwimmen und sich zum Beispiel mitten auf dem Wasser zu sonnen.
Das kommt bei den Schwimmern gut an. „Sie haben geradezu eine magnetische Wirkung“, sagt Oliver Paust, Sprecher des Bremer Landesverbands der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG). Was einerseits für die Beliebtheit spricht, macht Paust aber auch Sorgen.
Auch Nichtschwimmer wollen zur Badeinsel
„Wir haben zunehmend den Sachverhalt, dass die Personen, die schlecht oder gar nicht schwimmen können, trotzdem versuchen, dorthin zu gelangen“, sagt er. Dazu wenden Badeseebesucher laut Paust auch schon einmal ungewöhnliche Techniken an.
„Es kam schon vor, dass Leute versucht haben, unterzutauchen und sich immer wieder vom Grund abzustoßen, um voranzukommen.“ Das funktioniere bei mehreren Metern Wassertiefe allerdings nicht wirklich. Die Insel zu erreichen, sei trotzdem gerade für viele junge Leute „Ehrensache“.
Zwei Unfälle in den vergangenen Monaten
Zwei Mal kam es dabei in den vergangenen Monaten zu Unfällen, die in den Augen der Lebensretter klar im Zusammenhang mit den Badeinseln stehen.
Im Mai ist ein 23-Jähriger im Achterdieksee ertrunken. Anfang Juni konnten
DLRG-Rettungskräfte einen 25-Jährigen gerade noch retten, der auf dem Weg zur Badeinsel war, obwohl er nicht gut schwimmen konnte und plötzlich zu ertrinken drohte.
Badeinseln stehen zur Diskussion
Spätestens seit diesen Vorfällen stehen die Bremer Badeinseln zur Diskussion. „Aus unserer Sicht sind sie ein Gefahrenhotspot“, sagt Philipp Postulka, ebenfalls DLRG-Sprecher. Der Verband hat auf diese Gefahr aufmerksam gemacht und befürwortet vor diesem Hintergrund den Abbau der Anlagen.
„Es hat zwar leider immer wieder Vorfälle im Zusammenhang mit den Badeinseln gegeben, aber das führt im Ergebnis nicht dazu, dass wir als Sportressort die Badeinseln abschaffen würden“, teilt dessen Sprecher David Lukaßen das Ergebnis der Gespräche mit.
Stadt: Schwimmunterricht verbessern statt Inseln abbauen
Die Stadt setze eher darauf, die Menschen zu befähigen, sich nicht zu überschätzen. „Deshalb haben wir zum Beispiel gemeinsam mit der DLRG Info-Broschüren in Flüchtlingsunterkünften verteilt“, sagt Lukaßen. Außerdem arbeite man eng mit dem Bildungsressort in Sachen Schulschwimmunterricht zusammen. Das sei eine bessere Antwort, als die Anlagen einfach abzumontieren.
Das Sportressort mag auch deshalb nicht einfach tätig werden, weil die Inseln von den verschiedenen Stadtteilbeiräten finanziert worden ist.
Stadtteilpolitiker haben unterschiedliche Meinungen
Bei den Stadtteilpolitikern in Oberneuland (Achterdieksee), Huchting (Sodenmattsee) und Osterholz (Bultensee) sind die Meinungen zu einem eventuellen Abbau gespalten.
Die Beiratssprecher Wolfgang Haase, Osterholz, und Falko Bries, Huchting (beide SPD) betonen zwar beide, dass Sicherheit eine hohe Priorität habe, empfinden die Badeinseln aber nicht als so gefährlich, dass sie abgebaut werden müssten.
Gerade in Huchting habe sich der Jugendbeirat vor Jahren stark gemacht, um den See mit der neuen Insel aufzuwerten, sag Bries.
Etwas anders sieht es Tamina Kreyenhop (CDU) aus Oberneuland. Sie misst der Warnung der DLRG eine hohe Bedeutung bei und signalisiert Gesprächsbereitschaft. Einen weiteren Todesfall wolle der Beirat sicher nicht verantworten, indem er im Zweifel gegen die Empfehlung der Experten an der Insel festhält.
„Rundum-sorglos-Paket wird es nie geben“
Ressortsprecher Lukaßen bezweifelt hingegen, dass ein Abbau der Inseln Schwimmunfälle wirklich verhindern würde. „Die Gefährdungslage wäre damit nicht weg“, sagt er.
„Ein Rundum-sorglos-Paket wird es am Badesee nie geben“, gibt auch Oliver Paust zu. Die Badeinseln machen den Lebensrettern trotzdem weiter Bauchschmerzen. Mehr als die Personen anzusprechen, deren schwimmerische Leistungen für die Strecke zum Ponton nicht ausreichen, könne man nach der Entscheidung zum Erhalt der Inseln eben nicht tun. “
Aber auch das stößt bei den Betroffenen nicht immer auf Gegenliebe. Dann bekommen sie eine Eins-zu-eins-Begleitung und Kollegen fahren mit dem Boot neben ihm her – eine echte Sisyphos-Arbeit.“