Jörg Engster, geschäftsführender Gesellschafter von Xpedeo, kann nicht über Auftragsnot klagen.Foto: Schlie Jörg Engster, geschäftsführender Gesellschafter von Xpedeo, kann nicht über Auftragsnot klagen.Foto: Schlie
Bremer Firma

„Informationsgesellschaft“ ist weltweit engagiert

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Grenzenlose Nutzerfreiheit für alle: Dieses Ziel verfolgt die Informationsgesellschaft. Schon lange bevor der Ruf nach Barrierefreiheit aufkam, tüftelte das Team am Abbau virtueller Grenzen - eine Erfolgsgeschichte.

Xpedeo, der Multimedia-Guide zur Max-Liebermann-Ausstellung in der Kunsthalle, ist nicht nur bei Bremer Teenagern ein Hit. Der Museumsführer für die Hand ist in rund 30 deutschen Ausstellungshäusern salonfähig. Die Xpedeo-Software stammt von der Informationsgesellschaft – einer Bremer Agentur, die ungewöhnliche Wege geht.

Vor 17 Jahren aus einer Tüftlergruppe der Hochschule für Künste heraus gegründet, stand für die angehenden Grafikdesigner damals fest: „Wir wollten abseits der Printgeneration arbeiten, die Werkzeuge dafür konnte uns in der digitalen Steinzeit der 90er Jahre niemand beibringen. Die Hochschule stellte uns Rechner und ließ uns machen“, erinnert sich Jörg Engster, geschäftsführender Gesellschafter. Kurz nachdem das Online-ABC erlernt war, meldeten sich bereits die ersten Kunden: Raumfahrtfirmen wollten ihre technischen Themen verständlich im Netz aufbereitet haben.

„Wir wollen Grenzen auflösen“

Ihrer Zeit voraus waren die Gründer, die mittlerweile auf ein 17-köpfiges Team angewachsen sind, auch, als sie das Thema Barrierefreiheit entdeckten. „Das war bevor es gesetzliche Regelung gab. Wir wollten Grenzen im Web, in Museen und Ausstellungen auflösen“, erläutert der 45-Jährige. Dank der neuesten Entwicklung können selbst Blinde und Gehörlose eigenständig an Führungen in Kulturstätten teilnehmen.In der ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang ermöglicht ein Tastparcour Blinden einen sicheren Weg durch die Geschichte. Für Gehörlose wurden Videos in Gebärdensprache gedreht.

Über Auftragsnot klagt der Grafikdesigner nicht, denn Barrierefreiheit ist in Gebäuden und im Internet gefragt. Engster und sein Team machen Wege frei. Der Experte weiß, worauf es ankommt: „Für Blinde muss eine Internetseite eine genaue Reihenfolge haben. Jedes Bild muss über einen Audiobeitrag beschrieben werden.“ Doch nicht nur digitale Produkte haben die Informationsgesellschafter im Sortiment. Engster ist gerade aus San Francisco zurückgekehrt, „für Philip Morris designen wir jedes Jahr eine Trophäe, für das beste Team. Bei der Verleihung bin ich immer dabei“.

Aufträge von der Unesco

Besonders sei auch die Anfrage der UNESCO gewesen, einen virtuellen Rundgang durch 100 Jahre alte Fabriken in Chile zu erstellen. Zudem entwickelten die Bremer Strategien zur Besuchersteigerung für das Nationalmuseum in Nairobi. Engster kommt in der Welt herum, viel Abwechslung bringt sein Job mit sich und dennoch spricht er auch von Beständigkeit: „Von den sechs Gründungsmitgliedern sind noch fünf in der Firma, wir haben eine sehr geringe Fluktuation.“

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