Paul Zabel hat im Labor mit seinem Team bereits Gurken ohne Erde und Sonnenlicht gezüchtet. Foto: pv Paul Zabel hat im Labor mit seinem Team bereits Gurken ohne Erde und Sonnenlicht gezüchtet. Foto: pv
Forschung

Bremer geht zum Gemüsepflanzen in die Antarktis

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Paul Zabel will Gurken, Tomaten und Salat anbauen – und zwar in der Antarktis, ohne Sonnenlicht und ohne Erde. Deshalb zieht der Bremer im Dezember für ein Jahr ins ewige Eis. Er trainiert dort für den Anbau im Weltall.

Das Container-Gewächshaus, das im Oktober in die Antarktis verschifft wird, steht schon im Garten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt an der Bremer Uni. Paul Zabel und seine Kollegen sind seit Monaten damit beschäftigt, alle nötigen Apparaturen einzubauen.

„Jeden Tag kommt neue Technik“, sagt der 29-Jährige. Die ist auch nötig: Der Raumfahrttechniker will schließlich herausfinden, welche Bedingungen die besten sind, um Paprika, Tomaten, Gurken, Salat und Kräuter im Weltall zu züchten – so dass auch Astronauten irgendwann mal etwas Frisches zu essen bekommen.

Wurzeln werden mit Nährstoffen besprüht

Damit die Pflanzen unter Weltraum-Bedingungen, also ohne Sonne und Erde, wachsen, werden ihre Wurzeln mit einer Nährstofflösung besprüht. „Tomaten, Paprika und Gurken brauchen eine höhere Konzentration als Salate und Kräuter“, erklärt Zabel. Ein Luftmanagement-System sorgt außerdem dafür, dass immer genügend Kohlenstoffdioxid vorhanden ist, das die Pflanzen verstoffwechseln können.

Künstliches Sonnenlicht liefern spezielle LED-Lampen. „Sie verfügen über vier Farbspektren, mit denen wir auch den Sonnenauf- und -untergang simulieren können, weil es Pflanzen gibt, die das mögen“, sagt der Wissenschaftler.

Zabel muss noch durchs Überlebenstraining

Ein Teil der Technik, die gerade in Bremen verbaut wird, dient dazu, mit den Kollegen der internationalen Forschungsgruppe Kontakt zu halten. Denn vor Ort in der Neumayer-III-Station in der Antarktis ist der Bremer ganz allein für das Eden-ISS-Projekt zuständig.

Paul Zabel

Paul Zabel

Lediglich neun Wissenschaftler, die allerdings zu anderen Themen forschen, werden ihm Gesellschaft leisten. Wenn Ingenieur Zabel Fragen zum Beispiel zur Biologie der Pflanzen hat, braucht er den Rat der Experten aus den Niederlanden.

Um den Aufenthalt im ewigen Eis zu überstehen, muss der 29-Jährige noch ein Überlebenstraining in den Alpen absolvieren. Außerdem probt er das Zusammenleben mit den anderen Crew-Mitgliedern schon einmal drei Monate lang vorab in Bremerhaven.

Crewmitglieder werden zu Versuchspersonen

„Die Antarktis ist der abgelegenste Ort der Welt“, sagt Zabel. Genau deshalb soll auch dort der Gemüseanbau erprobt werden. „Dort sind wir näher an den Bedingungen des Weltalls. Die Ressourcen sind dort genauso begrenzt. Wir können also nicht einfach Teile nachbestellen, wenn etwas kaputt geht“, erklärt der Ingenieur.

Außerdem wollen die Forscher herausfinden, wie Menschen, die normalerweise ohne frische Lebensmittel auskommen müssen, die Gurken und Tomaten aus dem Zehn-Quadratmeter-Gewächshaus annehmen. So werden die Crewmitglieder auf der Neumayer-III-Station gleichzeitig zu Versuchspersonen.

Garantiert ohne Pflanzenschutzmittel

Im Bremer Labor haben Zabel und seine Kollegen längst Gemüse ohne Erde und Sonne gezüchtet. „Das schmeckt lecker und man kann sich sicher sein, dass es nicht mit Pflanzenschutzmitteln in Berührung bekommen ist“, sagt der „Jung-Züchter“.

Auch für die zivile Nutzung könnten seine Forschungsergebnisse spannend sein. „Gemüse könnte mitten in der Stadt angebaut werden – sogar unter Tage“, sagt Zabel. Zuerst einmal soll seine Arbeit aber die Grundlage für einen Anbau auf der ISS legen. „Bis man in eine Raumstation etwas einbauen darf, muss man eben erst einmal auf der Erde beweisen, dass das auch funktioniert.“

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