Von Henrik Bruns
„Wir alle können aktuell spüren, dass die Menschenfeindlichkeit in Deutschland wächst“, konstatiert Verdens Bürgermeister Lutz Brockmann. Möglicherweise beflügelt durch das zum wiederholten Mal gescheiterte NPD-Verbot, das die Länder angestrebt hatten, treten Neonazis momentan wieder häufiger in Erscheinung.
Ein Transparent und das „Who is who“ der Rechten
Nach dem vergangenen Wochenende habe man beispielsweise ein einschlägiges Transparent von einer der Verdener Allerbrücken entfernt, berichtet Rudi Klemm vom Weser-Aller-Bündnis (WABE). Besonders die Stadt Nienburg aber hätten sich Rechtsextreme zurzeit ausgeguckt. Bei einer Kundgebung Ende Januar sei hier „das ‚Who is who‘ der Partei die Rechte vertreten gewesen“, so der Szene-Kenner.
Das 2006 von den beiden Städten sowie Landkreisen Verden und Nienburg gegründete WABE-Netzwerk, zu dem auch ein gleichnamiger Förderverein gehört, berät seit zehn Jahren Kommunen, Vereine und Institutionen oder auch einzelne Bürger wenn es darum geht, couragierte, demokratiefördernde Projekte oder Aktionen gegen Rechtsextremismus und Intoleranz durchzuführen.
Jugendliche stehen im Fokus
Besonders Jugendliche hat man dabei im Fokus: „Zum Beispiel junge Leute, die ein Konzert gegen rechts auf die Beine stellen wollen und dabei Hilfe benötigen“, sagt Vera Hilbich aus dem Verdener WABE-Büro.
Ob die kritische Auseinandersetzung mit Stammtisch-Parolen, multikulturelle Jugendgruppen, „Schulkinowochen“ oder die Auschwitz-Fahrt ab 18 Jahren – die präventive Arbeit nehme großen Raum im WABE-Angebot ein. Unterstützer sind die Netzwerker zudem für Schulen, die sich am bundesweiten Programm „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ beteiligen wollen.
Beratung bei Problemen mit Rechtsextremismus
Doch auch bei direkten Problemen mit Extremismus tritt WABE beratend auf: Das Kindergarten-Fest, auf dem Eltern mit eindeutigen Aufdrucken auf T-Shirts erscheinen; Veranstalter von Festen, die die Gefahr rechtsextremer Übergriffe sehen – dies sind Beispiele für Fälle, in denen man angesprochen werde, so Klemm.
Gerade diese mobile Beratung vor Ort kann das Verdener WABE-Büro jetzt intensivieren: Ab dem 1. März erhält das Team einen fünften Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin. Laut Inge Osthues, Vorsitzender des WABE-Fördervereins, steht die Person für die neu geschaffene Stelle bereits fest, soll jedoch erst am 15. Februar vorgestellt werden.
100.000 Euro jährlich bis 2019
Die zusätzliche Stelle hänge zusammen mit dem Regionalzentrum Nord-Ost der mobilen Beratung Niedersachsen, für das der WABE-Verein die Trägerschaft übernommen hat, wie Klemm erklärt. Zuständig ist man dabei für 13 Landkreise – von Cuxhaven über Osterholz, Rotenburg (Wümme), Verden und Nienburg (Weser) bis hin zu Schaumburg und Celle. Zwei weitere Regionalzentren für die übrigen Teile des Bundeslands gibt es in Oldenburg und Wolfsburg.
Um das Beratungsangebot im Nordosten Niedersachsens zu etablieren, erhält WABE zunächst bis einschließlich 2019 eine jährliche Zuwendung von 100.000 Euro aus Mitteln des Bundesfamilienministeriums, genauer aus dessen Programm „Demokratie leben!“.