Fahrradfahrer dürfen in Deutschland grundsätzlich auf der Straße fahren, aber nicht bei allen Radlern ist diese Verkehrsführung beliebt. An vielen Straßen, etwa am Wardamm in Huchting, ist aber auch das – dort erlaubte – Fahren auf dem kombinierten Fuß- und Radweg keine angenehme Alternative. Eine eigene Fahrradspur auf der Straße kann eine Lösung sein.
Eigene Fahrradspur auf der Straße
An der Huchtinger Heerstraße weist schon seit Sommer 2015 eine gestrichelte Linie auf der Straße den Fahrradfahrern eine sichere eigene Fahrradspur zu. „Wenn es eine spezielle Spur gibt, fühle ich mich als Radfahrer eher wahrgenommen“, erklärt Albrecht Genzel vom ADFC, warum vielen das Fahren auf einer markierten Spur lieber ist.
Der Beirat wünscht sich schon seit längerem auch am Wardamm eine ähnlich fahrradfreundliche Lösung. Der Gehweg, auf dem Fahrradfahrer in beiden Richtungen heute geduldet sind, hat eine löcherige, schlechte Oberfläche – und ist eigentlich auch zu eng.
Wardamm zu eng für zwei Fahrrad und zwei Autospuren
Die gleiche Lösung wie an der Huchtinger Heerstraße ist jedoch nicht möglich. Das Problem: Der Wardamm ist viel weniger breit, an seiner schmalsten Stelle misst er gerade einmal sechs Meter. Bei zwei Fahrradwegen à 1,50 Meter bleiben gerade einmal drei Meter für Autos und Lkw übrig – zu wenig für zwei Fahrspuren.
Der ADFC hat deshalb nach einer langen Untersuchungsphase eine Idee aus den Niederlanden ins Spiel gebracht, die, so Ortsamtsleiter Christian Schlesselmann, „nicht ganz dem deutschen Verkehrsrecht entspricht“.
Für Autos in beide Fahrtrichtungen nur eine Spur
Als sogenannter Verkehrsversuch soll die Variante unter Umständen aber trotzdem möglich sein. Konkret sollen links und rechts der Straße Fahrradwege eingerichtet werden, in der Mitte bleibt eine einzige Spur für Autos, die in beiden Richtungen befahren werden kann.
Bei Gegenverkehr darf ein Autofahrer auf den Radstreifen ausweichen, der nur mit einer gestrichelten Linie von der Autospur getrennt ist. Falls dort Fahrradfahrer unterwegs sind, bleiben die Autos als Gastnutzer der Spur hinter ihnen – bis die Hauptbahn wieder frei ist.
Bedenken gegen Verkehrsversuch am Wardamm
Ein paar Bedenken gab es in der Sitzung des Verkehrsausschusses Huchting. „Nichts gegen einen Feldversuch, aber hier ist er fehlplatziert“, findet etwa Walter Hamen (BIW). „Für den Verkehr von Huchting in Richtung Innenstadt gibt es kaum Ausweichstrecken. Den Wardamm jetzt noch einzuschränken, finde ich verkehrstechnisch unsinnig.“
Genzel vom ADFC weist dagegen darauf hin, dass in der engen Straße schon jetzt Autofahrer die Radler bei Gegenverkehr nicht überholen dürfen. „Die meisten Autofahrer machen das auch nicht. Von denen, die diese Regel nicht beachten, erwarte ich mir durch die neue Fahrradspur aber etwas mehr Rücksicht.“
Durch Schilder sowie eine intuitive Verkehrsführung durch unterbrochene Linien soll den deutschen Autofahrern die richtige Verhaltensweise am Wardamm näher gebracht werden.
Entscheidung noch nicht fix
Die stimmberechtigten Mitglieder des Verkehrsausschusses haben in ihrer Sitzung in der vergangenen Woche schließlich allesamt für den Verkehrsversuch gestimmt.
„Ich fahre oft auf dem Wardamm, dort kommen mir nur selten Autos entgegen“, sagt Ausschusssprecher Heinz Böse (SPD). „Und wenn man während des Feierabendverkehrs doch mal 100 Meter hinter Fahrradfahrern auf der Fahrradspur herfahren muss, sehe ich darin kein großes Problem.“
Die Entscheidung, ob aus dem Verkehrsprojekt etwas wird, trifft nicht allein der Stadtteil – das Verkehrsressort muss zustimmen und den Vrsuch dann auch noch von der entsprechenden Bundesbehörde absegnen lassen. Zumindest das Ressort von Verkehrssenator Dr. Joachim Lohse hat aber bereits signalisiert, dass es den Wunsch des Beirats mit Wohlwollen betrachten wird.