Auf den ersten Blick sehen die Haltestellen in Huchting nicht anders aus als sonst. Erst bei näherer Betrachtung fällt auf, dass es für Busnutzer in Zukunft nun einen zusätzlichen Service gibt:
Oben am Haltestellenschild steht neben dem Stationsnamen und der Fahrtrichtung auch eine Zeitanzeige: Sie gibt an, wann der Bus tatsächlich kommt. Busnutzer können so ersehen, ob sich das Warten lohnt – oder ob zwischendurch noch Zeit ist, um etwa ein Brötchen zu holen.
Forderung nach elektronischer Anzeige ist alt
„Wenn wir nicht nerven und mal was fordern, dann haben wir auch keine Chance, was zu bekommen“, hatte Beiratsmitglied Michael Horn (Die Linke) vor einem Jahr gegenüber dem Weser Report gesagt. Er hatte damals elektrische Anzeigetafeln für Stationen in Huchting gefordert.
Aufgrund der Baustelle an der Heinrich-Plett-Allee, so seine Argumentation damals, sei der Stadtteil überproportional von Stau betroffen. Auch die Busse führen immer unzuverlässiger, für Huchtinger seien Fahrten mit dem ÖPNV nur noch schwer planbar.
Obwohl zunächst nicht alle Beiratsfraktionen von der Machbarkeit überzeugt waren, wurde bei einer Beiratssitzung vor einem halben Jahr doch mehrheitlich beschlossen, die BSAG um die Aufstellung von Anzeigetafeln zu bitten.
Test für neue, günstigere Anzeigentafel
Dass es jetzt so schnell ging, hat laut BSAG aber doch weniger mit dem Beiratsbeschluss, als vielmehr damit zu tun, dass eine neue Technik an Bushaltestellen getestet werden sollte.
Die neuen elektronischen Anzeigetafeln sind kleiner als die Anzeigen, die man aus der Innenstadt kennt. Sie sind in die Haltestellenschilder integriert und damit günstiger: 2.500 bis 3.000 Euro kostet die Aufrüstung pro Haltestelle.
Für die größere „Dynamische Fahrgastinformation“ wird dagegen ein niedriger fünfstelliger Betrag veranschlagt. Die günstigere Technik soll es ermöglichen, künftig auch an kleineren Stationen Nutzer in Echtzeit zu informieren.
Pilotprojekt in Huchting: Wie ist die Zufriedenheit?
Huchting ist dabei das Testfeld in einem Pilotprojekt. „Der Stadtteil ist einfach ein gut umrissener Raum“, so Andreas Hollling, Sprecher der BSAG. Die Verkehrsbetriebe haben schon in der Vergangenheit auf Huchting zurückgegriffen, um neue Innovationen auszuprobieren – etwa das elektronische Einstiegskontrollsystem.
Busnutzer im Stadtteil können sich darauf einstellen, dass sie im Laufe der nächsten Monate von der BSAG nach ihrer Meinung gefragt werden. Die BSAG will herausfinden, wie die Akzeptanz und die Zufriedenheit mit dem System ist und ob sich die Investition für weitere Tafeln lohnt.
Elektronische Auskunft hilft Älteren
Doch egal, wie das Ergebnis aussehen wird: Die elektronischen Anzeigen, die Huchting nun bereits bekommen hat, werden nicht mehr abmontiert.
Michael Horn freut sich denn auch über das neue System: „Niemand muss mehr umständlich in den Fahrplanaushängen die voraussichtliche Abfahrtzeit suchen, sondern weiß sofort, wann der nächste Bus abfährt. Gerade ältere Menschen profitieren von der zusätzlichen Auskunft“, glaubt er.
Er wünscht sich allerdings, dass die BSAG die Info-Schilder an den Bushaltestellen noch deutlicher markiert, damit die neue Dienstleistung sofort auffällt.
Nicht alle Bushaltestellen ausgerüstet
Nicht alle Stationen werden mit dem neuen System ausgestattet. Berücksichtigt sind eher die größeren Haltestellen, wie die Delfter Straße, an der es laut BSAG täglich über 1.000 Einsteiger gibt.
Aber auch am Friedhof Huchting, an der Rotterdamer Straße, am Harriersand und an der Carl-Hurzig-Straße finden sich die Anzeigetafeln. Nicht ausgerüstet sollen dagegen beispielsweise die Stationen Willakedamm, Obervielander Straße oder Huchtinger Bahnhof. „Wir müssen sehen, wo es sich lohnt – das ist letztlich eine Geldfrage“, so Holling.