Kopfsteinpflasterstraßen in Bremen sind manchem ein Stein des Anstoßes. Kopfsteinpfaster in Bremen - heißgeliebt, tief verachtet. Foto: WR
Pro und Contra

Straßenpflaster in Viertelstraßen erhalten?

Von
Straßenpflaster - die einen stören sich dran, wenn sie mit Rad oder Auto darüber fahren müssen, für andere ist es ein wichtiger Teil des historischen Stadtbildes. Wir haben die Kontrahenten gegeneinander antreten lassen.

Die Diskussion schwelt schon seit Jahren: Wenn alte Kopfsteinpflasterstraßen in Bremen saniert werden, wird danach oftmals nur asphaltiert – neues Straßenpflaster wird nur selten verlegt. Lärmschutz, Fahrfreundlichkeit, und der Preis sind Gründe dafür.

Anwohner wünschen sich aber oft, die historische Gestaltung ihrer Wohnstraße beizubehalten. Besonders im Viertel gibt es dieses Anliegen. Als das in der Ritterstraße nicht möglich war, gründete sich die Viertel-Initiative „Stadtbild-Bremen.de“. 

Bei uns spricht deren Sprecher im „Pro und Contra“ darüber, was er sich von der Politik wünscht. Verkehrssenator Dr. Joachim Lohse gibt die Erwiderung. 

Straßenpflaster in Viertelstraßen erhalten?

Pro: Klaus Schloesser, Bürgerinitiative

Klaus Schloesser Initiative "Stadtbild-Bremen.de", setzt sich dafür ein, dass Pflasterstraßen vor allem im Viertel in Bremen erhalten bleiben.

Klaus Schloesser
Initiative „Stadtbild-Bremen.de“

Bremen ist froh, dass es sein Viertel hat. Es hat Charme, Charakter und Flair. Buntes Treiben, Kultur aber auch Geschichte und Architektur machen es unverwechselbar und liebenswert.

Neben den typischen Bürgerhäusern prägt seit 150 Jahren auch das Kopfsteinpflaster die Viertel-Atmosphäre. Wer es achtlos rausreißen und durch seelenlosen Asphalt ersetzen lässt, reißt dem Viertel auch ein Stück Herz heraus. Dabei lässt Pflaster sich sehr wohl mit Anforderungen an Rolli- oder Fahrradfreundlichkeit verbinden – wenn man nur will.

Ob Alt oder Jung – in der Hollerstraße wie in vielen Straßen zuvor haben sich Anlieger deshalb einmütig entschieden „Wir wollen unser Pflaster behalten!“

Ein Senator, der vorwarnungslos verkünden lässt „Ab sofort wird asphaltiert“, zerstört nicht nur Lebensqualität im Viertel mit der Dampfwalze sondern auch Vertrauen in Bürgerbeteiligung und Demokratie. Höchste Zeit miteinander zu reden.

Contra: Bausenator Dr. Joachim Lohse

Dr. Joachim Lohse Senator für Umwelt, Bau, Verkehr, findet, dass Interessen abgewägt werden müssen - zugunsten von Radfahrern könne nicht jede Pflasterstraße als solche erhalten bleiben.

Dr. Joachim Lohse
Senator für Umwelt, Bau, Verkehr

Es ist ein Märchen, dass ich das Viertel zuteeren will. Pflaster hat seine Berechtigung in einer historisch wertvollen Umgebung. Und das gilt es entsprechend seriös zu prüfen.

Umgekehrt wehre ich mich vehement dagegen, dass das Viertel von Pflasteranhängern zum historisch einmaligen Bremer Ensemble verklärt wird und deshalb flächendeckend Natursteinpflaster verlegt werden muss. Dabei kommen wichtige Aspekte ins Hintertreffen, was ich nicht zulassen werde: Barrierefreiheit, Verkehrssicherheit und Lärmschutz.

Wenn wir jetzt das Thema Viertelpflaster angehen, müssen diese Aspekte berücksichtigt werden. Wir brauchen dringend bessere Verkehrsachsen für Radfahrer. Für Gehbehinderte ist das Quartier ebenfalls ein Horror – damit muss Schluss sein.

Genau da werden wir jetzt in die Diskussion gehen. Und am Ende dieses Prozesses wird nicht ausschließlich Natursteinpflaster stehen.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

Schreibe einen Kommentar

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner