Ohne oder mit unregelmäßigen Einkommen Überweisungen tätigen, Daueraufträge einrichten oder einfach nur bargeldlos bezahlen: Gerade für Obdachlose, Sozialhilfeempfänger oder Asylbewerber soll das sogenannte Basiskonto gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen.
Das ist seit 2016 im Zahlungskontengesetz (ZKG) rechtlich festgeschrieben: Jeder darf bei der Bank seiner Wahl ein Konto eröffnen, es führen – und am bargeldlosen Zahlungsverkehr teilnehmen. Das Konto funktioniert auf Guthabenbasis, darf also nicht überzogen werden. Die Banken sind verpflichtet da mitzuziehen.
Keine Preisobergrenze
Doch was gesetzlich nicht festgeschrieben wurde, ist die Höhe der Kontogebühren. Laut ZKG sollten diese „angemessen“ sein, sich an den marktüblichen Entgelten und Nutzerverhalten orientieren. Eine gesetzliche Grauzone – die viele Banken anscheinend ausnutzen, wie Stiftung Warentest nun mitteilte.
108 Banken und 145 Kontomodelle habe man verglichen, mit einem Ergebnis, dass besonders Bremern sauer aufstoßen könnte. Denn: abgeschlagener Spitzenreiter ist die Bremische Volksbank mit jährlichen Kontoführungsgebühren von 328,30 Euro – rund 100 Euro mehr als der Nächstplatzierte.
Volksbanken am teuersten
Auf den Plätzen zwei bis vier finden sich VR Bank Westthüringen mit 232,18 Euro, Hannoversche Volksbank (214,05 Euro) und die Volksbank Magdeburg (mit 204,85 Euro).
Das übersteige sogar die Gebühren für Gehalts- und Rentenkonten, wie Stiftung Warentest feststellte. Die Preise seien anhand eines Modellkunden ohne regelmäßigen Zahlungseingang ermittelt worden. Die Jahresgebühr setzte sich aus dem monatlichen Grundpreis des Basiskontos, der Gebühren für die Girocard und „typischen Buchungen“ zusammen, so der Warentest.
Nicht reales Kundenverhalten
Ulf Brothuhn, Vorstandsvorsitzender der Bremischen Volksbank, nennt die Testergebnisse „künstlich“. Das Ergebnis des Tests spiegele laut Brothuhn nicht das reale Kundenverhalten wieder, denn dieser würde „eher Onlinebanking betreiben und seltener ‚physisch‘ zur Bank gehen.“
Durch Bankgänge würde ein höherer Arbeitsaufwand und ergo höhere Kosten entstehen, so der Vorstandsvorsitzende. Er rechnet: „Unter Realbedingungen würden die Kontogebühren bei 110 Euro im Jahr liegen.“
Bedürfnis nach „Komfort“
Auch den Vorwurf des Stiftung Warentest, die Kunden durch hohe Kosten „abschrecken“ zu wollen, will Brothuhn so nicht stehen lassen. Die im Vergleich mit anderen Geldinstituten, wie der Sparkasse Bremen, geringere Anzahl an Kunden mit Basiskonto, erklärt er mit deren Bedürfnis nach „Komfort“.
„Wir haben nur vier Filialen im Gegensatz zu den 60 Filialen der Sparkasse. Da ist doch klar, dass die Kunden lieber den kürzeren Weg für eine Kontoeröffnung nehmen“, sagt Brothuhn.