Bedürftige Kinder und Jugendliche bekommen einen Zuschuss zur ihren Mitgliedsgebühren in Sportvereinen. Trotzdem droht ihnen immer wieder der Rausschmiss – weil das Amt nicht zahlt.
„Die Leute sind bei uns teilweise im Mahnverfahren, ohne dass sie etwas dazu können“, klagt Ute Brunzel, Vorsitzende des TSV Osterholz-Tenever. Sie ist sauer auf das Jobcenter, weil es immer wieder vorkomme, dass der Verein fast ein halbes Jahr in Vorleistung tritt, bevor das Amt die Förderung überweise.
Vor ihren Mitgliedern könne sie das nur schwer rechtfertigen. Den mitgliedswilligen Familien beim Ausfüllen des Förderantrags zu helfen und anschließend dem Geld vom Amt hinterherzulaufen – dafür könne sie fast eine eigene 450 Euro-Kraft einstellen, sagt Brunzel.
Aufs Geld warten – das kennen auch andere Vereine
Robert Lürssen, Vorsitzender des TS Woltmershausen, kennt das Problem: „Man weiß aber oft nicht genau, ob es an den Eltern oder am Amt liegt.“ Dass die Behörde für den Außenstand verantwortlich war, habe er aber auch mehr als nur einmal erlebt.
Um den Verwaltungsaufwand für den Verein möglichst gering zu halten, versucht der TS Woltmershausen häufig, mit den Eltern der neuen Mitglieder so zu verbleiben, dass das Jobcenter den Förderbetrag nicht direkt an den Verein, sondern an die Eltern zahlt. „So hat das Mitglied auch die Kontrolle, ob überhaupt gezahlt wird“, begründet Lürssen. Vorteilhaft für den Verein: Er muss sich nicht mehr darum kümmern, beim Jobcenter das Geld einzutreiben.
Landessportbund arbeitet an Lösungen
Auch beim Landessportbund liegt das Thema auf dem Schreibtisch, sagt Linus Edwards, stelltertretender Geschäftsführer. Eigentlich habe man sich mit Vereinen und Jobcenter darauf geeinigt, dass das Prozedere so verläuft, wie es auch der TS Woltmershausen betreibt. „Dass der Druck dann bei den Mitgliedern liegt, ist natürlich doof“, gibt Edwards zu. „Das verschiebt das Problem nur, löst es aber nicht.“ Beim Landessportbund denke man deshalb über andere Möglichkeiten nach, die Zahlungsvorgänge effizienter zu gestalten. Spruchreif seien diese Gedankengänge aber noch nicht.
15.168 Bremer nehmen Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabepaket über den sogenannten Bremen-Pass in Anspruch. Wie viele davon Kinder in Sportvereinen sind, kann Dr. Bernd Schneider, Sprecher des Sozialressorts, aber nicht sagen. Die Klagen der Sportvereine kann er nicht wirklich verstehen. „Wir haben in Bremen zur Vereinfachung schon 2012 die Barzahlung eingeführt“, sagt er und spielt damit auf die Möglichkeit an, dass Mitglieder das Geld vom Jobcenter bekommen und selbst an den Sportverein überweisen. Wenn der Geldfluss doch mal hakt, müsse man im Einzelfall gucken, woran das liegt.
Schneider: „Man muss den Leuten auch was zutrauen“
Ute Brenzel hält von diesem Weg nicht allzu viel. „Einige können kein Deutsch und auch denen, die es können, müssen wir häufig beim Antragausfüllen helfen“, sagt sie. Montags und donnerstags, wenn der Verein Sprechstunden anbietet, stünden die Interessierten manchmal bis draußen auf die Straße. Längst nicht jeder sei in der Lage, sich das Geld selbständig beim Jobcenter zu organisieren. Das sieht Schneider grundsätzlich anders: „Man muss den Leuten auch was zutrauen.“