Peter Bonet (rechts) weiß die Vorzüge der Sprechstunde zu schätzen, die von Dr. Georg Kückelmann und dessen Kollegen seit neuestem im Bremer Treff angeboten wird. Foto: Schlie
Versorgungsangebot

Wohnungslose: Ziel ist, die größte Not zu lindern

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Ans schlechte Wetter hat man sich in Bremen in den vergangenen Wochen gewöhnt. Nun kündigt sich nach dem Regen der Frost an. Das macht vielen Menschen Probleme. Vor allem jenen ohne Wohnung.

Etwa 600 wohnungslose Menschen gibt es momentan in Bremen. Frauen und Männer, die überwiegend auf der Straße leben. Viele von ihnen haben große gesundheitliche Probleme, aber kaum Zeit, da sie jeden Tag von morgens bis abends unter Stress sind, um das eigene Leben und Überleben zu sichern.

„Das ist die Personengruppe mit der höchsten Krankheitsbelastung und der geringsten Lebenserwartung“, sagt Dr. Georg Kückelmann, praktischer Arzt aus Hemelingen. In seiner Praxis hat er es nur selten mit wohnungslosen Menschen zu tun, obwohl Hemelingen nicht zu den reichen Stadtteilen gehört.

Unsichtbare Hemmschwelle 

Doch die Hemmschwelle, eine normale Praxis aufzusuchen, sei für Wohnungslose enorm hoch, berichtet der Mediziner. „Die Leute haben eine gewisse Scham. Sie wissen, dass sie sich durch ihr Äußeres unterscheiden und meist auch einen bestimmten Geruch haben“, erklärt Kückelmann die unsichtbare, aber entscheidende Schwelle, die wohnungslose Menschen davon abhält überhaupt einen Arzt aufzusuchen.

Eben diese Schwelle hat der Verein zur medizinischen Versorgung Obdachloser (MVO) so niedrig wie möglich gelegt. Nach den Sprechstunden im Café Papagei (Auf der Brake 2) und für wohnungslose Frauen (Abbentorstraße) gibt es nun dienstags (perspektivisch auch donnerstags) im Bremer Treff (Altenwall 29/Ecke Tiefer) das dritte Angebot in Bremen.

„Die größte Not zu lindern“

Innere Mission, Ärztekammer, Gesundheitsamt, Kassenärztliche Vereinigung und zwei teilnehmende Apotheken halten das Projekt am Laufen, sind zusätzlich aber auf Spenden angewiesen. Bislang waren es etwa 250 Behandlungen pro Quartal.

Durch den neuen Standort werden wohl etliche weitere hinzukommen. Neben Kückelmann decken fünf weitere Ärzte und ein Gesprächstherapeut die Sprechstunden des MVO ab. „Unser Ziel ist es, für die Menschen überhaupt den ersten Kontakt zu einer medizinischen Versorgung herzustellen und die größte Not zu lindern“, sagt Kückelmann.

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