Taschendiebe am Bremer Hauptbahnhof haben es nicht mehr allein auf die Portemonnaies und Kreditkarten der Reisenden abgesehen. „Taschendiebstahl ist schwierig“, sagt Holger Jureczko, Sprecher der Bundespolizei in Bremen, die für die Sicherheit am Hauptbahnhof zuständig ist. „Ein erfolgreicher Taschendieb hat eine jahrelange Erfahrung.“
Und die besitzt nicht jeder, der es auf das Eigentum Anderer abgesehen hat. Immer mehr Kriminelle trachten danach, Koffer und Taschen in Zügen zu entwenden. „Reine Mitnahmediebstähle haben stark zugenommen“, berichtet Jureczko. „50 Prozent der Gepäckdiebstähle passieren in stehenden Zügen.“
Auch im Team unterwegs
Kaum hält ein Zug im Bremer Hauptbahnhof und öffnet die Türen, drängen sich auch Kriminelle in die Wagen, eilen durch die Gänge und schauen, was sie unauffällig mitgehen lassen können. Kurz vor Anfahrt des Zuges steigen sie aus. „Ein Halt von einer Minute am Bahnsteig reicht dafür schon“, sagt Bundespolizist Jureczko.
Manche Täter arbeiten ihm zufolge auch im Team. „Einer rennt durch den Zug, ein Anderer stellt sich in die Tür, damit sie länger offen bleibt. Ob Regionalbahn oder Fernzug – die Diebe machen da keinen Unterschied.
Reisender oder Dieb?
„Bis das Opfer merkt, dass es bestohlen wurde, sind die Täter längst aus dem Zug und der Zug wieder angefahren“, sagt der Sprecher der Bremer Bundespolizei. Zwar hat sie inzwischen 88 Videokameras im Hauptbahnhof installiert, aber wer soll am Monitor unterscheiden, wer Reisender und wer Dieb ist?
„Nur bei sehr auffälligem Gepäck haben wir eine Chance, auf den Videoaufzeichnungen den Täter zu identifizieren“, sagt Jureczko. Besonders auffällig sind aber die wenigsten Koffer und Taschen. Zudem hätten es die Täter oft auch auf Notebooks und Smartphones abgesehen.
Eine der modernsten Videoanlagen Deutschlands
Rund 15 Prozent der Taschendiebstähle im Bremer Hauptbahnhof werden aufgeklärt. „Klingt nach wenig, damit liegen wir aber acht bis neun Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt“, sagt der Polizeisprecher.
Ein Grund für die höhere Quoten in Bremen sei auch die hohe Anzahl an Videokameras, die Anlage ist eine der modernsten in Deutschland und liefert gestochen scharfe Bilder, freut sich Jureczko. Bis zu 30 Tage lang darf die Bundespolizei die Bilder archivieren.