Dieter Birreck „Zeitweise hat das halbe Team an der Entwicklung der Galileo-Satelliten gearbeitet“, sagt Projektleiter Dieter Birreck. Foto: Schlie
Raumfahrt

Raumfahrtunternehmen OHB: Ins All geschossen

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Bremen zählt zu den wichtigsten Standorten der Luft- und Raumfahrtbranche der Welt. Das Bremer Familienunternehmen OHB steht an der Spitze der weltweit größten Satellitenbauer.

Von Insa Lohmann

Fast täglich nutzen viele Menschen Technologie aus Bremen, ohne es zu wissen. Mit rund 12.000 Beschäftigten in mehr als 140 Unternehmen und 20 Forschungsinstituten zählt Bremen zu den wichtigsten Standorten der Luft- und Raumfahrtbranche auf der Welt.

Einer der Großen auf diesem Gebiet ist das börsennotierte Familienunternehmen OHB, das sich auf Raumfahrtsysteme und Satelliten spezialisiert hat.

Neben der klassischen Navigationshilfe stellt das europäische Satellitensystem Galileo zertifizierte Zeitstempel für Finanzgeschäfte zur Verfügung. So könne nachgewiesen werden, dass eine Überweisung zu einem bestimmten Zeitpunkt getätigt wurde, erläutert Projektleiter Dieter Birreck.

„Ein Königsprojekt für OHB“

Auch Wetter- und Katastrophenvorhersagen laufen über das europäische Navigationssystem. In Norwegen wird derzeit ein Notrufsystem der Satelliten getestet, mit dem havarierte Segelschiffe geortet werden können. „Zum Teil sind die Rettungskräfte dadurch eine Stunde früher am Unglücksort“, sagt Birreck, der 2000 als Ingenieur bei OHB anfing. Sein erstes Großprojekt war das deutsche Satellitenaufklärungssystem SAR-Lupe: „Ein Königsprojekt für OHB.“

Rund 45 Millionen Euro investiert der Raumfahrtkonzern mit zwölf europäischen Niederlassungen jährlich in Forschung und Entwicklung. Großprojekte wie Galileo, MeteoSat und SARah haben dem Familienunternehmen in den vergangenen Jahren einen Aufschwung beschert. Inzwischen steht OHB an der Spitze der weltweit größten Satellitenbauer und verzeichnete 2016 einen Umsatz von 730 Millionen Euro.

25.000 Arbeitsstunden in einem Satelliten

Die Physiker, Maschinenbauer, Elektroniker, Informatiker und Raumfahrttechniker sind gut beschäftigt. Alleine am bremischen Standort hat sich die Zahl der Mitarbeiter innerhalb weniger Jahre auf nun rund 800 fast verdreifacht.

Etwa 25.000 Arbeitsstunden stecken in einem Satelliten für das europäische Navigationssystem Galileo, das als Konkurrent für das militärbetriebene US-Navigationssystem GPS und das russische System Glonass gilt.

22 Galileo-Satelliten im Weltraum

„Zeitweise hat das halbe Team an Galileo gearbeitet“, sagt Birreck. Der Satellit wiegt etwa 800 Kilogramm und hat die Größe einer Telefonzelle. Erst Mitte Dezember transportierte die Trägerrakete Ariane 5 vier Galileo-Satelliten ins All, entwickelt und gebaut in der Hansestadt.

Damit befinden sich derzeit 22 Galileo-Satelliten im Weltraum. OHB entwickelte, baute und testete 18 von ihnen. Die europäische Weltraumagentur Esa und die Europäische Kommission haben das Unternehmen mit der Entwicklung weiterer zwölf Navigationssatelliten beauftragt.

„Eine ganz neue Klasse“

Seine Expertise im Bereich Telekommunikationssatelliten will der Raumfahrtkonzern ausbauen. Gerade hat OHB mit dem europäischen Startdienstleister Arianespace einen Vertrag über den Start des zivil-militärischen Telekommunikationssatelliten Heinrich Hertz geschlossen. Der soll Ende 2021 in rund 36.000 Kilometer Höhe gebracht werden.

Aufgrund der Entfernung auch für die Bremer eine anspruchsvolle Aufgabe: „Das ist eine ganz neue Klasse von Satelliten“, sagt Birreck, der das Projekt leitet.

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