Polizeigewerkschaft „entsetzt“ über Äußerungen von Zicht

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Polizei im Einsatz. Foto: WR

Die Deutsche Gewerkschaft der Polizei Bremen reagiert „entsetzt“ auf die Äußerungen des Grünen Bürgerschaftsabgeordneten Wilko Zicht. Der hatte in der Innendeputation versucht, die Gewalt von Fußballfans zu relativieren und die Taktik der Polizei in Frage zu stellen.

Am Donnerstag hat sich die Bremer Innendeputation mit der Gewalt von manchen Werderfans gegenüber Polizeibeamten beschäftigt. Den Abgeordneten war ein Video von Ausschreitungen durch Werder Fans in Hannover gezeigt worden. Mit einem Feuerlöscher bewaffnet attackierten darin vermummte Menschen die Beamten.

„Taktitk ist Anleitung zum Unglücklichsein“

Wilko Zicht empört mit Äußerung. Foto: pv

40 der gewaltbereiten Fans sind danach nach Bremen eskortiert und durch das Steintorviertel begleitet worden, wo es zu weiteren Ausschreitungen gekommen war. 20 mussten in Gewahrsam genommen werden, gegen die anderen sind laut Polizeipräsident Müller Platzverweisungen ausgesprochen worden. Sieben von ihnen müssen sich auch Ermittlungen der Hannoveraner Polizei wegen Landfriedensbruch, Körperverletzung und Sachbeschädigung stellen.

„Flaschenwürfe hat es schon immer gegeben“, äußerte sich Zicht nach der Videodemonstration. Er wolle
darauf hinweisen, dass es sich hierbei nicht um eine neue Form der Gewalt handele. Einzelne Straftäter gehörten zwar in die Verantwortung gezogen, aber man müsse auch die Frage stellen, ob die Polizeitaktik nur auf Deeskalation ausgelegt gewesen sei. „Wenn frustrierte Fans auf frustrierte Polizisten treffen, könnte man das auch als Anleitung zum Unglücklichsein werten“, so Zicht.

Mäurer verteidigt „Null-Toleranz“-Linie 

 

Von seinen Kollegen erntete er Empörung. „Das ist doch nicht ihr Ernst“, rief Christine Schnittker (CDU) dazwischen. Und stellte klar: „Das sind keine Fußballfans, das sind Chaoten.“ Auch Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) war „geschockt“ von manchen Äußerungen. „Bremen wird weiterhin eine „Null-Toleranz“-Linie fahren“, so Mäurer.

Unterstützung kam nur vom Linken-Abgeordenten Horst Wesemann. Pikant: Er ist auch der Strafverteidiger des linken Ultras Valentin S., der sich Ende Januar wegen mehrfacher Körperverletzung vor Gericht verantworten muss. „Jetzt einen solchen Film zu zeigen und diese Diskussion zu führen, ist nicht in Ordnung“, so Wesemann. Er befürchtet, dass so die Gerichtsverhandlung beeinflusst werden könnte.

Deutsche Polizeigewerkschaft „entsetzt“ über Äußerungen 

 

„Es ist erschreckend, wie Herr Zicht im politischen Umfeld versucht, das Verhalten von Straftätern zu rechtfertigen und herunterzuspielen,“ meldete sich jetzt Jürn Schulze, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft zu Wort. „Man kann langsam den Eindruck gewinnen, dass er nicht die Interessen der Allgemeinheit, sondern die seiner ganz persönlichen Klientel im Auge hat, wenn Herr Zicht sich zu gewalttätigen Fußballfans äußert.“

Schulze könne nicht nachvollziehen, dass Beamten die Schuld für Gewalt einzelner gegeben werden soll. Dass jemand auf die simple Aufforderung, die Straße freizumachen, mit dem Satz „Halt’s Maul, Du Penner“ reagiere, könne wohl kaum in der Verantwortung der Beamten liegen. Genau das sei aber polizeilicher Alltag.

Ultras auf Polizei-Angebot nicht eingegangen

„Ich verstehe nicht, warum meine Kollegen dieses unangemessene aggressive Verhalten als alltäglich und zeitgemäß akzeptieren sollen. Und noch viel weniger werde ich hinnehmen, dass so ein Verhalten von Politikern in Regierungsverantwortung toleriert, akzeptiert oder sogar honoriert wird,“ so Schulze weiter.

Unterstützung dafür kam noch am Donnerstag von Polizeipräsident Müller: „Ich wünsche mir eine klare Haltung und Solidarität für die Polizisten von Bremens Politikern.“ Und er fügte hinzu: „Wir haben den Bremer Ultras angeboten, dass sie weniger Polizei sehen, wenn sie sich selbst strukturieren. Das ist bisher nicht zustande gekommen.“

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