Bremen hat Rekordzahl an Flüchtlingen erreicht

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400 Flüchtlinge sollen im Januar
in Winterzelte ziehen. Foto: Bohlmann

10.007 Flüchtlinge hat das Land Bremen im Jahr 2015 aufgenommen. Am Dienstag ist damit die 10.000er-Marke überschritten worden. Im Vergleich zum vergangenen Jahr nimmt das Land so insgesamt mehr als viermal so viele Flüchtlinge auf. Alleine im Dezember sind bisher 937 Menschen in der Hansestadt angekommen.

Die Aufnahme des zehntausendsten Asylbegehrenden am Dienstagvormittag hat Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) zum Anlass für eine Bilanz über Zuzug und Unterbringung der Flüchtlinge in Bremen genommen.  „Es kommen zunächst sehr viel mehr Menschen an, als das Land am Ende aufnimmt“, sagte sie. Insgesamt hätten sich im Verlauf dieses Jahres rund 21.000 Menschen bei der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZASt) gemeldet. Nur etwa die Hälfte habe in Bremen bleiben können, alle übrigen seien einem anderen Bundesland zugewiesen worden, um dort ihren Asylantrag zu stellen.

 

Meisten Asylbewerber kommen aus Syrien

Grundlage dafür sei die gleichmäßige Verteilung aller Asylbegehrenden über die Länder der Bundesrepublik nach dem Königsteiner Schlüssel. Danach nehme Bremen derzeit 0,94 Prozent aller Flüchtlinge auf. Über die Feiertage werde die Umverteilung aus Bremen zwar ausgesetzt, sagte die Senatorin: „Wir haben aber vorgesorgt und können die zusätzlichen Menschen, die wir vorübergehend aufnehmen, auch unterbringen.“ Dazu gebe es freie Plätze in der Messehalle 6 sowie bei Bedarf auch im Bayernzelt.

Die weitaus meisten Antragsteller in Bremen kämen im Jahr 2015 aus Syrien (58 Prozent), gefolgt von Afghanistan (13 Prozent). Die Balkanstaaten Albanien, Kosovo, Serbien und Mazedonien seien zusammen mit 15 Prozent vertreten, unter den Zugängen seit September sei ihr Anteil auf zusammen 4,3 Prozent deutlich gesunken.

3.300 Menschen leben in Turnhallen und Zelten

Weil sich die Zahl der Flüchtlinge innerhalb von einem Jahr vervierfacht habe, sei Bremen vor besondere Herausforderungen bezüglich der Unterbringung gestellt gewesen. „Die Situation hat uns gezwungen, viele Notplätze in Zelten und Turnhallen einzurichten – und das für längere Zeit als wir uns das alle wünschen.“ Derzeit müssten sich rund 3.300 Flüchtlinge mit Behelfslösungen dieser Art begnügen, führte Senatorin Stahmann aus. Zwar gehe die Zahl der Flüchtlinge im Vergleich zum November allmählich zurück. „Aber wenn wir die Berichte über die Grenzen der europäischen Union und die Türkei verfolgen, dann sehen wir auch, dass das einen hohen Preis hat.“

Insgesamt leben 7.700 Menschen in rund 50 Gemeinschaftsunterkünften in Bremen – 5.000 davon seien alleine in diesem Jahr eingerichtet worden. Das sind knapp 6.000 mehr Plätze in Unterkünften als es 2014 in der Hansestadt gab. 3.300 von diesen Menschen leben in Gemeinschaftsnotunterkünften wir Sporthallen und Zelte. Dazu kommen einige Flüchtlinge, die in Jugendherbergen wohnen.

„Historisch einzigartige Situation“

Zusätzlich zu den erwachsenen Flüchtlingen und den Familien, kämen in der Hansestadt auch fünfmal mehr unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Bremen an, als der Königssteiner Schlüssel vorsehe. Bisher habe man bei Minderjährigen zu deren Schutz von einer Umverteilung abgesehen, seit November gelte der Schlüssel aber auch für diese Gruppe Flüchtlinge. So könnten von 600 jungen Flüchtlingen, die seit Anfang November in Bremen angekommen seien, nur sieben sicher in der Hansestadt bleiben.

„Wir befinden uns in einer historisch einzigartigen Situation“, sagte die Senatorin. „Den bislang höchsten Zugang an Flüchtlingen hatten wir in Deutschland im Jahr 1992, damals waren es 440.000.“ Nie zuvor habe Deutschland so vielen Menschen aus anderen Ländern Schutz und eine neue Heimat geboten wie 2015. Bundesweit seien es inzwischen fast 1,1 Millionen, davon seien über 60 Prozent seit der Öffnung der Grenzen im September angekommen.

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