Auf dem Weg durch Bremen sind sie überall zu finden: In den Boden eingelassene Stolpersteine aus Messing. Zu finden sind sie vor Häusern, in denen einst Juden wohnten, die von den Nationalsozialisten in Konzentrationslager (KZ) deportiert wurden.
In den Steinen sind die Namen der Bewohner eingraviert sowie ihre Geburts- und Todestage und wo sie gestorben sind. „Man darf keine Menschen nach ihrem Aussehen und Glauben beurteilen“, sagt der zwölfjährige Hadi. Er ist einer der Jugendlichen in der Jungengruppe der Jugendhilfeeinrichtung Alten Eichen in Huchting.
Die Jungen ab zwölf Jahre behandeln seit November 2017 das Projekt „Rassismus, wie gehe ich damit um – was macht das mit mir?“ Die ehrenamtlichen Nachtwanderer Huchting begleiten die Jugendlichen.
Nationalsozialismus und Ausgrenzung der Juden
Innensenator Ulrich Mäurer fördert die sozialen Projekte der Nachtwanderer, die sie mit Jugendlichen unternehmen. 2.400 Euro standen ihnen für ihr neuestes Projekt zur Verfügung. Eine schon lange gewünschte Zusammenarbeit mit Adem Hacikerimoglu von Alten Eichen war somit möglich. „Adem war sofort begeistert und schlug das Thema Rassismus vor“, sagt Ulla Ulland, Vorsitzende der Huchtinger Nachtwanderer.
Mithilfe des Zuschusses besuchen die Jungen unter anderem das KZ Bergen-Belsen. „Ohne das Geld hätten wir das Thema auch behandelt“, sagt Hacikerimoglu. „Aber den Ausflug hätten wir uns nicht leisten können.“ Im Gegensatz zu dem Besuch einer Bremer Synagoge, der ebenfalls auf dem Programm steht.
Die Jungen dokumentieren ihre Ergebnisse und Gedanken in einem Tagebuch. „Im Vorfeld haben wir alles aufgeschrieben, was mit Rassismus zu tun hat“, berichtet der 13-jährige Raschid.
Dazu gehörten auch ihre eigenen Erfahrungen mit Mobbing. Der Nationalsozialismus und die Ausgrenzung der Juden ist für die Jungen der deutsche Anfang des Rassismus. „Wir haben Dokumentationen angesehen und einige Stolpersteine in Bremen besucht“, sagt Adem Hacikerimoglu von Alten Eichen. Sein Kollege Georg Henschel ergänzt: „In Huchting gibt es keine Stolpersteine, da der Stadtteil erst nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurde.“
„Wir haben eine solide Brücke gebaut“
Die Gruppe suchte sich einen Stolperstein aus und porträtierte die Familie. „Sie hat uns am meisten berührt“, sagt Hacikerimoglu. Die Kinder dieser Familie waren in dem Alter der Huchtinger Jungen. Nur ein Sohn hat das KZ überlebt.
„Es ist schon schwer, sich die damalige Situation als Erwachsener vorzustellen“, sagt Ulland. Sie sei total begeistert über die Erzählungen und Berichte der Jungen. „Wir haben eine solide Brücke gebaut.“ Die Stolpersteine haben bei den Jungen einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
„Die Kinder verstehen, was damals passiert ist und fragen auch, ob das nochmal passieren kann“, sagt Hacikerimoglu. Und: „Ich versuche mehr auf die Stolpersteine in der Stadt zu achten und schaue auf den Boden“, sagt Raschid.
Die Gruppe präsentiert das Projekt Ende Mai in der Stadtteilbibliothek Huchting.
Weitere Infos zu der Jungengruppe und den Angeboten von Alten Eichen unter alten-eichen.net