Knapp 2.000 Menschen demonstrieren im Viertel und am Bahnhof. Fotos: Bohlmann |
Knapp 2.000 Menschen ziehen am Samstagnachmittag durch das Bremer Viertel und vor den Bahnhof. Sie demonstrieren für eine „bessere Willkommenskultur“ von Flüchtlingen. Sie fordern, dass Menschen die geflohen sind, die gleichen Rechte wie Deutsche haben.
„Wir sind ein Bündnis aus 40 verschiedenen Gruppen“, sagt Gundula Oerter vom „Aktionsbündnis refugees welcome“. Sie hat die Demonstration mit organisiert. „Anlass der Demonstration sind die Gesetzesänderungen, die jetzt vorgenommen werden. Sie bedeuten eine unglaubliche Verschlechterung der Flüchtlinge“, sagt sie. Mit dem aktuellen Gesetz der Bundesregierung würden mindestens drei Klassen von Menschen geschaffen, die Flüchtlinge gehörten zur dritten Gruppe, denen kaum mehr Rechte zugesprochen würden. „Wir empfinden das Gesetz als Propaganda in Richtung rechts mit einer gefährlichen Botschaft“, sagt Oerter.
Vorbild Hamburg: Leerstehende Gebäude beschlagnahmen
Die Hauptforderungen der Demonstration seien deshalb ein unverzüglicher Stopp des Gesetzesvorhabens, ein besserer Umgang der Jugendämter mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, insbesondere der willkürlichen Altersfestsetzung und ein schneller Abbau der Massenunterkünfte. „Wir wollen dezentralen Wohnungsbau und eine Beschlagnahmung leerstehender Gebäude, wie es in Hamburg bereits gemacht wird“, sagt Oerter.
Die Menschen demonstrieren für eine bessere Willkommenskultur für Flüchtlinge. |
Die Demonstration geht am Samstag von 15 bis zirka 19 Uhr und führt von der Kreuzung St.Jürgenstraße über den Sielwall, den Bahnhof bis zum Theater am Goetheplatz. Dort wird es mehrere Kundgebungen geben. „Wir machen das mit dem Prinzip des „offenen Mikrophones“, es wird also mehrere Sprecher geben, auch Geflüchtete, die von ihrer Situation erzählen“, sagt Oerter.
Linke: Flüchtlinge willkommen
Peter Erlanson von der Bürgerschaftsfraktion der Partei „die Linken“ hat ebenfalls bei der Organisation der Demonstration mitgeholfen. „Wir waren in fast allen Flüchtlingsunterkünften und Camps und haben die Menschen dort eingeladen, mit uns zu demonstrieren“, sagt er. Dass der „Tag der deutschen Einheit“ unter das Motto „Grenzen überwinden“ gestellt wird, empfindet Erlanson als „Provokation“ angesichts des neu erlassenen Gesetzes der Bundesregierung. „Deswegen wollen wir Geflüchtete mit einer kraftvollen Demonstration willkommen heißen“, sagt er.
Mohammad Shaftar, Mona Jäger und Andres De-Graft (von links) |
Mona Jäger hat einen Flüchtling aus Syrien, Mohammad Shaftar mitgebracht. Sie malen noch schnell ihre Schilder aus: „No Nation, No Border“ steht darauf. „Jeder hat ein Recht, dort zu leben, wo er möchte, Wir reisen ja auch einfach so“, sagt Jäger. Shaftar ist seit einem Jahr in Deutschland und nickt zu ihren Worten kräftig mit dem Kopf.
Paula möchte ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen, erklärt aber, warum sie am Samstag auf der Kreuzung St. Jürgen-Straße steht: „Wenn die Heimat in Schutt und Asche liegt, sollte jeder das Recht haben, dorthin zu gehen, wo er möchte.“ Ihr Begleiter fügt hinzu: „Einstein hat schon gesagt: Es gibt auf der Welt keine Völkern es gibt nur Menschen.“
Die Polizei begleitete die Demonstration mit „entsprechender Beamtenzahl“. Man erwartet aber eine friedliche Demonstration.