Zwar sei der seit kurzem gültige neue Tarifvertrag durchaus eine Verbesserung, in anderen Bereichen seien die Bedingungen jedoch weiter prekär, heißt es in der Studie. Stimmen aus dem Gastgewerbe und von Ausbildungsakademien wiedersprechen den Befunden jedoch vehement.
In Bremen arbeiten fast 10.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Gastgewerbe – Tendenz steigend. Rechne man andere Beschäftigungsformen wie Minijobs mit ein, betrage die Zahl etwa 23.000, schätzen Vertreter der Arbeitnehmerkammer.
Hohe Arbeitsbelastung, hohe Fluktuation
„Das Gastgewerbe boomt in Bremen, weil der Städtetourismus an Bedeutung gewinnt, Geschäftsreisen zunehmen und immer öfter außer Haus gegessen wird“, sagt Marion Salot, die Autorin der Studie. Vor allem in Restaurants und Gaststätten sei dabei der Anteil an Teilzeitstellen und Minijobs deutlich gestiegen.
Die hohe Arbeitsbelastung in einigen Betrieben führe zu hoher Fluktuation, sagt sie: „Viele haben keine Lust, etwas gegen schlechte Bedingungen zu tun, wie etwa einen Betriebsrat zu gründen. Stattdessen wechseln sie lieber schnell die Arbeitsstelle“, sagt die Referentin für Wirtschaftspolitik. Ein weiteres Problem seien die Ausbildungsbedingungen: Überstunden seien hier an der Tagesordnung.
Keine hinnehmbare Situation
„Zudem setzen viele Betriebe einen sehr hohen Anteil an Auszubildenden in ihrem täglichen Betrieb ein, was keine hinnehmbare Situation ist“, sagt Salot.
Einen ganz anderen Eindruck vom Bremer Gastgewerbe hat Ute Hardt, Bremer Standortleiterin der Akademie Überlingen. „Das Gastgewerbe ist lange in Verruf geraten, das hat sich aber mittlerweile grundlegend geändert“, sagt sie.
Prekäre Verhältnisse seien kaum noch zu finden, sagt sie: „Im Gegenteil, viele Betriebe sind sehr flexibel geworden und gehen auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer ein, etwa bei den Arbeitszeiten.“ Die wachsende Zahl an Arbeitstellen biete zudem viele Möglichkeiten, etwa für Langzeitarbeitlose: „Der Arbeitsmarkt ist hier sehr niedrigschwellig. Die Branche bietet sehr gute Anreize, um wieder in die Arbeitswelt einzusteigen.“
„Natürlich gibt es ein paar schwarze Schafe“
Trotzdem leidet das Gastgewerbe noch immer unter einem schlechten Image. Das merkt Ute Hardt an zurückgehenden Ausbildungszahlen in ihrer Akademie: Mittlerweile gibt es nur noch etwa 20 Absolventen pro Jahr, in den Jahren zuvor waren es meist um die 50.
„Wir hätten gerne deutlich mehr Schüler, aber viele scheuen die Arbeitszeiten, etwa zu Abend- oder Nachtzeiten“, sagt sie. Dies sei besonders wichtig, da es in der Bremer Gastronomie ihrer Einschätzung nach zur Zeit etwa 1.000 unbesetzte Stellen gebe.
Auch Frank Bauchwitz, Geschäftsführer des Hotels Innside Bremen, kann mit der Branchenanalyse der Arbeitnehmerkammer wenig anfangen: „Natürlich gibt es ein paar schwarze Schafe in der Branche. Die sind jedoch sehr selten geworden“, sagt er.
Grundsätzlich sei zwar immer viel Arbeit vorhanden, es gebe aber genug Kontrollinstanzen, die verhinderten, dass es zu prekären Arbeitsverhältnissen komme. „Wir nutzen nicht aus, wir bilden aus“, sagt Bauchwitz.