Stattdessen war es den Besuchern auf dem Gelände zu leise. Vor Beginn des Festivals hatte die Behörde Auflagen erlassen, die die Veranstalter erfüllen müssen, sodass das „Irgendwo“ stattfinden kann. Eine davon ist es, dass die Lautstärke 55 Dezibel (dB) nicht überschreiten darf. Zum Vergleich: ein Fernseher in Zimmerlautstärke entspricht 65 dB, ein Wasserkocher 70 dB.
„Der Emissionsschutz hat bei den Anwohnern vor Ort nichts gehört oder konnte die von uns verursachten Geräusche nicht aus anderen herausfiltern. Ralf Werner und Volkmar Sattler von der Polizei kamen auch auf unser Gelände und erklärten, dass es keine Beschwerden gegeben habe“, erzählt Amelie Rösel vom veranstaltenden Verein Kulturbeutel. „Wir haben zusätzlich alle drei Stunden nachgefragt, ob Beschwerden vorliegen.“
Interesse statt Beschwerden
Der Veranstalter hatte, um den Anwohnern entgegenzukommen, eine Telefonnummer eingerichtet, über die Anwohner rund um die Uhr die Möglichkeit haben, sich zu beschweren, sollte es ein Problem geben.
Rösel erklärte, dass diese Nummer zwar genutzt wurde, jedoch anders als erwartet. Nicht etwa Anwohner mit Beschwerden hätten angerufen, sondern Interessierte, die beispielsweise die Eintrittspreise erfragen wollten.
Keinen Grund zur Kritik
Polizeisprecher Horst Göbel bestätigt, dass es keine Anrufe im Lagezentrum gegeben habe und auch der Kollege vor Ort, Volkmar Sattler, habe von keinen Vorkommnissen berichten können. Jens Tittmann, Sprecher des Bauressorts, bestätigte ebenfalls, dass sich die Veranstalter an alle Auflagen gehalten haben und es keinen Grund zur Kritik gegeben habe.
„Die einzigen Beschwerden, die wir bekommen haben, kamen von den Besuchern selbst, weil es ihnen zu leise war“, erzählt Rösel. Das Bauamt versuche nun herauszufinden, wie laut es auf dem Gelände sein darf, damit die Lautstärke bei den Anwohnern die vorgeschriebenen 55 dB nicht überschreitet.
Verhärtete Fronten
„Die Anwohner haben keinen Grund sich aufzuregen, auch nicht darüber, dass die Anlage noch nicht verplombt sei. Dafür mussten wir erst unsere Messungen durchführen, um zu wissen, wie laut die Anlage eingestellt werden darf. Die Frage ist aber auch, ob ein Techno-Festival, dass diese Lautstärke nicht überschreiten darf, überhaupt noch Spaß macht“, sagt Tittmann.
Der Ärger der Anwohner käme daher, dass die Fronten mittlerweile verhärtet seien. Diesen Eindruck hat auch Amelie Rösel: „Die Anwohner wollen einfach gar nicht, dass wir hier sind.“
Veranstalter sammelten nach Veranstaltung Müll ein
Als das Festival im vergangenen Jahr stattfand, kamen zusätzlich Beschwerden darüber, dass es zu viele laute Veranstaltungen gebe. Außerdem würden die Besucher auf dem Hin- und Rückweg Müll zurücklassen.
Dieses Jahr reagierte der Kulturbeutel auf diese Bedenken, indem weitaus weniger laute Veranstaltungen in einem größeren Abstand stattfinden. „Die nächste lautere Veranstaltung ist am 23. Juni, in der Woche davor wird es überhaupt keine elektronisch verstärkte Musik geben und nach diesem Termin machen wir erstmal einen Monat Pause“, erklärt Rösel.
Zum Vorwurf der Vermüllung erzählt sie: „Wir haben am Samstag nach der Veranstaltung noch drei Stunden damit verbracht auf der Strecke, die unsere Besucher zur Straßenbahn nehmen, Müll aufzusammeln. Da liegt ganz sicher nichts rum.“