Volker Droste vom Bremer Zoll. Foto: Schlie |
Eine Handtasche mit dem Kopf eines Varans und ein ausgestopftes, zum Stepdancer verkleidetes Baby-Krokodil – wenn die Mitarbeiter des Zolls am Bremer Flughafen „auspacken“, gibt es nicht selten eine große Überraschung.
Just in diesem Moment ist ihnen ein „dicker Fisch“ ins Netz gegangen: Rund acht Kilo Shisha-Tabak, verpackt in die Tüten von Nussmischungen, waren zwischen der Kleidung einer Kleinfamilie versteckt. „Das wird teuer“, sagt Volker Droste, Leiter der Kontrolleinheit Flughafen des Bremer Hauptzollamtes.
Er rechnet vor: „Nur 250 Gramm Tabak wären erlaubt gewesen. So müssen die Reisenden 50 Euro Steuer pro Kilo zahlen und bekommen ein Strafverfahren angehängt.“
Die beliebtesten Schmuggelwaren und ihre Verstecke
Genuss- und Rauschmittel gehören nach wie vor zu den beliebtesten Schmuggelwaren. „Sie werden in Hohlkörper wie Hacken, dem Griff von Tennisschlägern sowie Holzbügeln versteckt oder, geschützt durch Gummihäutchen, verschluckt“, listet Droste auf, während er Beweismittel und Röntgenbilder aus der Asservatenkammer holt.
Dort zaubert er zudem zwei besondere Stücke hervor: Bastkörbe, in die „Gras“, also Marihuana, eingeflochten wurde. Angesägt riechen sie geradezu betörend.
Weniger dufte war ein anderer Fund: Ein Koffer voller Obst, das zu gären begann und voller Ameisen und Springmaden war. Auch die 40 Kilogramm Hühner- und Lammfleisch, die Drostes Team kürzlich in einem Gepäckstück entdeckte, waren alles andere als appetitlich. Während diese Lebensmittel alleine wegen der Seuchengefahr entsorgt werden müssen, landen „Souvenirs“ wie Muscheln und präparierte Tiere im Museum beziehungsweise im Bremerhavener Klimahaus.
Der lebende Kakadu kam in Quarantäne
Exoten wie die Handtasche mit Varankopf, der zum Papierkorb umfunktionierte Elefantenfuß, die Bandscheibe eines Walfisches, das ausgestopfte, zum Stepdancer verkleidete, Baby-Krokodil und der Stoßzahn eines Dickhäuters werden im Hamburger Zollmuseum ausgestellt.
„Das letztgenannte, reich verzierte Exponat wollte ein Medizinmann aus Afrika importieren. Er bestand darauf, es zur Ausübung seiner spirituellen Sitzungen zu benötigen“, berichtet Droste.
Ein anderer Fluggast brachte einen beflügelten, blinden Passagier – einen lebenden Kakadu. „Wie sein Besitzer während der Kontrolle betonte, hatte der Papagei zwar ein Gesundheitszeugnis“, so Droste. „Aber das wäre lediglich für Hund, Katze oder Frettchen gültig gewesen.“ Der Vogel musste für viel Geld wochenlang in Quarantäne und kam später in einen Zoo.
Bei Flugverspätung bleiben sie im Einsatz
So summieren sich die unterschiedlichsten Straftaten. Im Zuge von 20.000 Stichproben, die die 20 Mitarbeiter vom Zoll am Flughafen jährlich durchführen, kommen rund 1.400 (im Jahr 2013) zusammen.
Im Einsatz sind die Experten täglich – zwischen 5.30 und 23 Uhr, beziehungsweise bei Flugverspätungen sogar länger. Worauf sie dabei achten, bringt der Chef wie folgt auf den Punkt: „Es ist wie ein Suchbild. Man denkt ständig ,was ist anders‘?“ Von Bettina Gössler