Flüchtlingswelle: Wie die Bundeswehr in Bremen hilft

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Rund 300 Menschen sind der Scharnhorst-Kaserne
untergebracht.Fotos: Niemann

Jetzt muss auch die Bundeswehr ran: Rund 300 Flüchtlinge sind seit zwei Wochen in Fahrzeughallen der Bremer Scharnhorst-Kaserne untergebracht. Sie leben zwischen Dixie-Klo und Duschwagen. Auch an anderen Standorten müssen Soldaten helfen.

An den Bauzänen, die das Areal umgeben, hängen Kleidungsstücke zum Trocknen. Ein Schlauch, der über eine Leiter gehängt ist, dient als behelfsmäßige Wasserquelle. In den umfunktionierten Fahrzeughallen der Scharnhorst-Kaserne reihen sich die Betten aneinander. Der Putz ist an vielen Stellen von den kahlen Wänden geplatzt.

Wer seine Notdurft verrichten muss, kann eines von mehreren Dixie-Klos nutzen. Geduscht wird in einem Zelt und einem Hochleistungs-Duschwagen der Bundeswehr. Bis zu 40 Mann pro Stunde können hindurch geschleust werden.

AWO fehlen noch geeignete Mitarbeiter 

Seit zwei Wochen ist die Notunterkunft in Betrieb. Es wird eine längere Übergangslösung werden. Dafür sprechen die aufgebauten Heizungen an den Fahrzeughallen. Eine musste am Montag noch fertiggestellt werden. Nachts und früh morgens sei es in der einen, bis dato unbeheizten Halle, in der auch Familien mit Kindern untergebracht sind, zu kalt, beklagten mehrere Flüchtlinge.

Die Flüchtlinge beklagten im Gespräch mit
 Sozialsenatorin Anja Stahmann, dass sie lange auf die
Registrierung bei der Zentralen Aufnahmestelle warten müssen.

Die AWO, die das Lager leiten soll, ist noch dabei, dort Fuß zu fassen. Neun Hausmeister, zwei Sprachmittler und eine Leitung sollen die Abläufe organisieren. „Aber uns fehlen noch Mitarbeiter“, klagt Gisela Böhme von der AWO. Einen Großteil der Aufgaben übernimmt bisher noch die Bundeswehr selbst.

100 Soldaten im Einsatz

Zunächst mit 50, seit Montagabend mit 100 Soldaten regelt sie die Abläufe nicht nur auf ihrem Gelände, sondern unterstützt auch in den Notunterkünften in den Zeltlagern in Oberneuland, am Überseetor, an der Alfred-Faust-Straße und im Polizeipräsidium. Dort helfen die Soldaten zum Beispiel beim Sortieren von Spenden und transportieren Versorgungsmittel.

Die Kräfte kommen nicht nur aus der Huckelrieder Kaserne, sondern auch vom Fallschirmjärgerregiment in Seedorf und vom Jägerbataillon in Rotenburg. Gisela Böhme von der AWO nennt die Unterstützung durch die Bundeswehr einen „wahnsinnigen Gewinn“.

Die Bundeswehr unterstützt nicht nur die
 Notunterkunft auf dem eigenen Gelände mit
dem Transport von Hilfsgütern.

Lange Wartezeiten

Am Montag hat sich Sozialsenatorin Anja Stahmann vor Ort in Huckelriede ein Bild von der Unterbringung in der Kaserne gemacht. Die Menschen vor Ort erzählen, dass sie sich zwar darüber freuen, dass sie nett aufgenommen wurden. Trotzdem würden sie die karge Unterkunft lieber heute als morgen verlassen.

Das Problem: Die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber und Flüchtliche (ZASt) hängt mit der Registrierung der Zuwanderer hinterher. Die Flüchtlinge in der Kaserne beklagen, dass sie zum Teil seit mehr als zehn Tagen auf „ihre Papiere“ warten. Gemeint ist die Registrierung in Bremen. Denn: Ohne eben jene Registrierung über die ZASt können die Flüchtlinge auch keinen Antrag auf Asyl stellen.

Aufnahmestelle soll in 24-Stunden-Betrieb gehen

„Die Zahl der Flüchtlinge ist so hoch, dass die Erfassung über die ZASt nicht hinterherkommt“, bestätigt Dr. Bernd Schneider, Sprecher der Sozialbehörde. Eigentlich erfasst die Stelle die Neuankömmlinge tagesaktuell. Vermutlich im kommenden Monat werde die Behörde in einen 24-Stunden-Betrieb gehen, um der Arbeit Herr zu werden, kündigte Schneider an. „Das muss aber bundesweit einheitlich geschehen.“

Gegessen wird in einem Versorgungszelt. In den
Hallen reihen sich die Betten aneinander.

Das Warten zermürbt viele Menschen in der Notunterkunft. Das hört Oberfeldwebel Nariman Renke immer wieder. Sie hat die Bundeswehr aus Nienburg nach Bremen geholt, um in der Scharnhorst-Kaserne als Sprachmittlerin zu helfen. „Langsam kommt bei vielen die Ungeduld auf, weil es nicht voran geht“, erzählt sie. Gerade die Männer, die ihre Familien zurückgelassen haben und darauf warten, sie nachholen zu können, hätten ihren Angehörigen gegenüber ein schlechtes Gewissen.

Bundeswehr stellt Sanitätszentrum

Auf dem Gelände am Niedersachsendamm errichtet die Bundeswehr zurzeit außerdem ein Sanitätszentrum, in dem auch Flüchtlinge aus anderen Unterkünften medizinischen betreut werden sollen. Dr. Hans-Dietrich Paschmeyer, ehemaliger Chefarzt der Roland-Klinik und Oberstarzt der Reserve, wird die Leitung übernehmen. Unterstützung kommt vom Fachpersonal des Gesundheitsamts und Soldaten des Sanitätsunterstützungszentrums aus Wilhelmshaven.

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