MSD-Leiter Michael Müller (l.) und Orchesterleiter Adrian Russnak bereiten sich auf den "Ball im Savoy" vor. Foto: Konczak MSD-Leiter Michael Müller zeigt am Flügel, welche musikalischen Nuancen dafür verantwortlich waren, dass der "Ball im Savoy" von den Nazis verboten wurde. Foto: Konczak
Operette

Mit Schwung zum „Ball im Savoy“ ins Kleine Haus

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Nach der „Clivia“-Produktion steht für die MSD-Protagonisten und das Städtische Orchester Delmenhorst in diesem Jahr der „Ball im Savoy“ an. Premiere der Operette ist am 25. August, 19.30 Uhr, im Theater „Kleines Haus“.

Beim „Ball im Savoy“, der aktuellen Produktion der Musikschule der Stadt Delmenhorst (MSD), wird es gehörig amüsant, glamourös und auch ein bisschen nachdenklich.

Uraufgeführt wurde der „Ball im Savoy“ von Paul Abraham im Dezember 1932 im Großen Schauspielhaus in Berlin. Mit Erfolg, nicht zuletzt deshalb, weil Abrahams Operetten seinerzeit ein Muss für die Kulturszene waren. „Schon mit ,Viktoria und ihr Husar‘ und ,Blume von Hawaii‘ traf der gebürtige Ungar den Nerv der Berliner Operettenwelt“, sagt MSD-Leiter Michael Müller. „Weltweit spielte man seine Stücke und die neuen Tonfilm-Unternehmen beschäftigten ihn zu hohen Gagen.“

Abrahams Stücke wurden verboten

Am 2. April 1933 beendeten dann die Nazis seinen Erfolg. Seine Stücke wurden abgesetzt und verboten. „Abraham emigrierte zunächst nach Budapest und feierte dort mit seinem ,Ball im Savoy‘ auf ungarisch einen Triumpf“, erläutert Müller, der auch das tragische Ende des Komponisten nicht außer Acht lässt. „Als Abraham 1940 in die USA reiste, um dort seine Karriere fortzusetzen, musste er erkennen, dass seine Musik nicht mehr gefragt war. In einem Zustand geistiger Umnachtung holte man ihn eines Tages von einer Straßenkreuzung in New York, weil er dort den Verkehr als imaginäres Orchester dirigierte.“

Für das Delmenhorster Publikum möchten die MSD-Akteure und das Städtische Orchster dem „Ball im Savoy“ neuen und vor allem schwungvoll-humorvollen Glanz einhauchen – ohne den Kontext der Umstände 1933 in Vergessenheit geraten zu lassen. Das Publikum kann sich auf eine musikalische Vielfalt und eine herausfordernd flexible Spielart des Orchesters freuen, dass den Bogen von der klassischen Operette bis hin zum Jazz spannt. Auch Blues und Foxtrott in „rauen Mengen“, wie Müller zu verstehen gibt, kommen zu Gehör.

Der Kartenvorverkauf für die neue Operettenproduktion der MSD ist in der Musikschule an der Schulstraße, Telefon 04221 1 41 13. Neben der Premiere am 25. August wird das Stück noch weitere sechs Mal im „Kleinen Haus“ aufgeführt.

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