Matze Koch (r.) erfüllte seinem Hospiz-Gast (l.) gerne den Wunsch, einmal noch zum Angeln auf die Nordsee hinaus zu fahren. Foto: pv |
Noch einmal ein AC/DC-Konzert erleben, einen letzten Urlaub mit den Kindern verbringen oder mit dem Angleridol auf der Nordsee schippern – Mark Castens erfüllt Träume schwerstkranker Menschen.
„An diese strahlenden Augen, als wir am frühen Morgen auf dem Kutter saßen und auf das Meer hinaus gefahren sind, werde ich immer denken. Der Rollstuhl war vergessen, die Freude pur“, sagt Mark Castens über einen Hospizbewohner, der sich eine Fahrt mit dem „Promi-Angler“ Matze Koch sehnlichst gewünscht hatte.
Castens engagiert sich seit knapp sechs Jahren ehrenamtlich im Hospiz- und Palliativ-Bereich – und das mit bundesweitem Erfolg. Politiker wurden auf seine Initiative aufmerksam, Debatten in der Bremischen Bürgerschaft und im Bundestag angestoßen, Hospizplätze aufgestockt. Als Experte ist der 40-Jährige, der im Bremer Amt für Straßen und Verkehr arbeitet, gefragt. Eine Vollzeit-Freizeitbeschäftigung für den Familienvater.
Wunschfinanzierung durch Spenden
Nun ist er auch als Organisator für die Erfüllung letzter Wünsche zuständig. Castens ist Vorstandsmitglied der Hamburger Infinitas-Kay-Stiftung, die diese Herzensanliegen durch Spenden ermöglicht, Betroffene zahlen keinen Cent.
„Zunächst müssen wir immer klären, ob die Wünsche aus medizinischer Sicht möglich sind. Wenn die Ärzte grünes Licht geben, fange ich an zu organisieren. In dem Fall des Anglers hatte alles sofort geklappt“, sagt Castens. Neben dem Hospizbewohner und seiner Frau, einem medizinischen Kriseninterventionsteam und dem Kapitän war auch ein Fernsehteam des ZDF an Bord. „Meine Aufgabe war es, den Rollstuhl als menschlicher Spanngurt zu sichern“, berichtet Castens. Mit frisch gefangenen Makrelen kam die ungewöhnliche Crew von ihrem viereinhalbstündigen Ausflug zurück. „Der Hospizbewohner war erschöpft, aber glücklich“, sagt der Wunscherfüller.
Das Projekt „Ein letzter Wunsch“ sei in Deutschland einmalig und verschaffe den Betroffenen Glück, Zufriedenheit und häufig das Gefühl, persönlich Wichtiges noch erlebt oder zu einem Ende geführt zu haben. Doch manchmal kommt Carstens Engagement zu spät.
Die Krankheit wartet nicht
„Ein Sterbenskranker wollte unbedingt noch einmal ein AC/DC-Konzert erleben. Wir haben Karten und einen Liegendtransport nach Gelsenkirchen organisiert. Doch die Krankheit hat nicht auf diesen Moment gewartet. Er ist gestorben.“ Das passiere leider häufiger, weil Schwerstkranke oder Angehörige ihre Wünsche zu spät vortrügen.
Viele Herzensanliegen seien aber schon erfüllt worden. So habe eine junge Mutter mit Gehirntumor einen einwöchigen Urlaub mit ihren beiden kleinen Kindern in Schottland verbringen können. „Fliegen durfte die Frau nicht mehr, wir haben eine Zugreise organisiert, und an jedem Bahnhof einen barrierefreien Zugang ermöglicht.“
Distanz halten und Emotionen nicht verlieren
Eine andere Frau wollte unbedingt eine Echthaar-Perücke ihr Eigen nennen. Gesagt, getan.
„Es gibt keine unrealistischen Wünsche, aber Krankheiten, die die Erfüllung manchmal nicht zulassen. Das ist traurig, aber normal. Man muss dabei die Distanz behalten und darf die Emotionen nicht verlieren“, so Castens.
So hatten Stiftungs-Mitgliedern Tränen der Rührung beim Lesen dieses Briefes vergossen: „Ich möchte meinem kleinen Bruder Moritz (20 Jahre), der im Rollstuhl sitzt, seinen letzten Wunsch erfüllen. Er hat so viel gekämpft in seinem zu kurzen Leben. Er möchte so gern ein einziges Mal ins Schalke-Stadion oder ein Schalke-Spiel sehen – egal wo!“ Im Mai wurde Moritz der Wunsch erfüllt, Schalke gegen den HSV im Volkspark. „Die Emotionen im Stadion kann ich nicht in Worte fassen. Es war die Erfüllung“, gibt Castens zu.
Weitere Infos unter www.ein-letzter-wunsch.de