Jugendlicher ohne Perspektive (Foto: WR) |
Eine Caritas-Studie zeigt, dass Bremens Schulabbrecher-Quote im Ländervergleich hoch ist. Wer die Hauptschule ohne Abschluss verlässt, geht Risiken ein, auf dem Arbeitsmarkt zu scheitern. Dennoch gelingt es sieben Prozent der Schüler nicht, den Abschluss zu bekommen.
Die Zahl ist alarmierend: 7,34 Prozent der Bremer Hauptschüler verlassen die Schule ohne Abschluss. In Berlin ist die Quote mit 7,71 Prozent ähnlich, aber in Hamburg liegt sie nur bei 4,44 Prozent.
Das zeigt die Studie „Bildungschancen 2015“ der Deutschen Caritas, die bundesweit die Daten aus dem Jahr 2013 auswertet. Schlimmer noch: Während der Wert in Hamburg und Berlin sinkt, steigt er in Bremen noch an. Es sei nicht hinzunehmen, dass viele Jugendliche ohne einen Abschluss von der Schule gingen, sagt der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Prälat Dr. Peter Neher. „Doch dagegen kann man etwas tun. Das zeigen die Beispiele von Kreisen und Städten, bei denen diese Quote sehr gering ist, 2,4 Prozent ist der beste Wert.“
Welche Schüler welchen Abschluss hinbekommen
Doch wie soll gegensteuert werden? Darüber gehen in Bremen die Meinungen auseinander. SPD-Bildungsexperte Mustafa Güngör meint, man müsse Umdenken: Bislang sei politisch viel zu sehr darauf geschaut worden wie der Einstieg in eine bestimmte Schule nach Klasse 4 läuft. „Ich würde für einen Sinneswandel plädieren. Lasst uns ,schulscharf‘ schauen, welche Schüler welchen Abschluss hinbekommen. Da müssen wir einiges besser machen.“
Die Anzahl der Schüler, die ohne Abschluss abgehen, müsse dringend gesenkt werden, meint der bildungspolitische Sprecher der CDU, Thomas vom Bruch. „Die Einführung einer Jugendberufsagentur ist da ein Schritt in die richtige Richtung.“
An den Übergängen gingen die Schüler „verloren“
Es müsse sich aber noch zeigen, ob diese effektiv arbeitet. An den Übergängen gingen Schüler „buchstäblich verloren“, ohne das man von Behördenseite her wisse, wie ihr Verbleib sei. Vom Bruch meint, „Verantwortlichkeit aus einer Hand“ sei gefragt, auch die Eltern müssten stärker eingebunden werden.
Dass in Bremen die Weichen politisch falsch gestellt wurden, findet Kristina Vogt, Fraktionsvorsitzende der Linken. Jugendliche ohne Abschlüsse kommen laut Vogt meist aus ärmeren Stadtteilen. Auch die Erwachsenen könnten häufig nicht von ihrer Arbeit leben. „Dieser Kreislauf muss endlich durchbrochen werden.“ Kleinere Klassen und gezieltere Förderung seien nötig, und zwar von der Kita bis zur weiterführenden Schule.
Die Bildungsbehörde nimmt das Thema „sehr ernst“
Die Bildungsbehörde führt zunächst ein Problem der Statistik ein: Diese erfasse auch die Schüler als Abbrecher, die von der Oberschule an die „Werkschule mit besonderem Förderbedarf“ wechselten. „Gleichwohl nehmen wir das Thema sehr ernst“, sagt Holger Ilgner aus dem Büro der Bildungssenatorin.
Ursache der vielen Abbrüche sei die Häufung sozialer Risiken – Armut, Erwerbslosigkeit und Bildungsferne der Eltern. Man arbeite an Gegenmaßnahmen: Schon in Jahrgang 8 sollte genauer „Förderbedarf“ erkannt werden. Es soll auch mehr Schulsozialarbeiter geben und die Sprachförderung verbessert werden.