Eigentlich sollten sich im Güterverkehrszentrum längst die Baukräne und Betonmischer drehen, um eine Autofabrik hochzuziehen. Im Oktober 2016 hatte Borgward das Vorhaben angekündigt, im Frühjahr 2017 hatte sich das Unternehmen dort ein 140.000 Quadratmeter großes Gelände gesichert, Anfang 2019 sollte die Produktion anlaufen. Doch daraus wird wohl nichts.
Bis heute hat der Autohersteller den Kaufvertrag für das Grundstück nicht unterzeichnet. Wirtschaftssenator Martin Günther flog Anfang der Woche nach Peking, um zu erfahren, was die Borgward-Muttergesellschaft Foton plant. Der chinesische Autokonzern hatte die Bremer Traditionsmarke im März 2014 gekauft und baut in China längst Fahrzeuge der Marke Borgward.
Borgward-Sprecher: Wenn Deutschland, dann Bremen
Einen halben Tag lang sprach Günthner mit der Foton-Spitze. Einen neuen Starttermin für die Produktion in Bremen konnte er aber nicht nennen. Borgward-Sprecher Marco Dalan versichert jedoch: „Wenn wir uns für eine Produktion in Deutschland entscheiden, wird Bremen der Standort sein.“ Doch ob Foton sich überhaupt noch für ein Borgward-Werk in der EU und insbesondere in Deutschland interessiert, ist zweifelhaft.
Foton wechselte im vergangenen Jahr nicht nur den Chef aus, Borgward in diesem Sommer, auch die Rahmenbedingungen haben sich geändert. Die chinesische Regierung bewertet Investitionen ihrer Unternehmen in den Aufbau ausländischer Fabriken kritischer.
Und US-Präsident Donald Trump erschwert mit seiner Zollpolitik den internationalen Handel mit Autos. Darunter litte auch das Borgard-Werk in Bremen, da es seine Fahrzeuge auch in Länder außerhalb Europas verkaufen soll. Zudem schwächelte Anfang des Jahres laut „Automobilwoche“ der Borgward-Absatz in China.
Zu lange will Bremen nicht warten
Die neue Spitze der Borgward-Mutter Foton überprüft nun die Strategie ihrer Vorgänger. Außerdem sucht Foton noch einen weiteren Investor für Borgward. Bis Ende des Jahres, heißt es aus dem Kreis der Beteiligten, müsse das Unternehmen entscheiden, ob es in Bremen ein Werk bauen wolle.
Bis dahin müsse es den schon ausgehandelten Kaufvertrag für das Grundstück im Güterverkehrszentrum unterschrieben haben. Länger will Bremen dem Vernehmen nach nicht warten. An anderen Interessenten für das Gelände mangelt es wohl nicht.