Der Stargast hatte sich im Vorfeld wegen einer „Infektion der oberen Atemwege“ abgemeldet. Vielleicht war es sogar ganz gut, dass Claudio Pizarro daheim seinen Husten auskurierte, als Bürgermeister Carsten Sieling und Bürgermeisterin Karoline Linnert die Kampagne des Senats zur Einbürgerung vorstellten. So fehlte im Rathaus zwar der Glamour-Faktor, dafür blieb der Blick aufs Wesentliche gerichtet.
Schließlich sind nicht die wenigen Fußballprofis die Hauptzielgruppe der Kampagne, sondern viel mehr die rund 36.000 Ausländerinnen und Ausländer, die schon längere Zeit in Bremen wohnen, hier arbeiten, Familie und Freunde haben und dennoch nicht ganz dazu gehören.
Etwa, weil sie nicht wählen dürfen oder weil sie für Reisen ein Visum brauchen. Sie sollen innerhalb von drei Jahren Post von den Bürgermeistern bekommen. Jeden Monat 1.000. In alphabetischer Reihenfolge.
„Wir schmeißen nicht mit der Staatsbürgerschaft um uns“
„Wir möchten, dass sich die Menschen in Bremen wohlfühlen“, sagt Sieling. „Dazu gehöre auch das Angebot, Deutscher zu werden. „Die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, ist ein wichtiger Meilenstein für eine gelungene Integration. Es ist ein Bekenntnis zu unserer Verfassung und den dort verankerten Werten“, erklärte Linnert. Sie betonte: „Wir schmeißen nicht mit der Staatsbürgerschaft um uns.“
Der Erwerb der Staatsbürgerschaft sei an bundesweit einheitliche Regeln gebunden. Dazu zählen beispielsweise ein achtjähriger Aufenthalt im Inland, ausreichende Sprachkenntnisse, eigenes Einkommen und Straffreiheit. In vielen Fällen müssen die Bewerber auch ihre ursprüngliche Staatsbürgerschaft aufgeben. Das trifft beispielsweise auf die 15.000 Türken unter den 36.000 Adressaten der Kampagne zu.
„Bremen ist meine Heimat geworden“
Auch Sylva Lindo musste sich entscheiden. Sie gab die Staatsangehörigkeit des Kongo ab, um wie ihr Mann und ihre zwei Kinder Deutsche zu werden. „Ich habe hier wahre Demokratie erlebt“, nennt sie einen der Beweggründe.
Maria Fernanda Brito Wandemberg durfte ihren ecuadorianischen Pass behalten, als sie im Sommer Deutsche wurde. „Bremen ist meine Heimat geworden“, begründet sie. Zwar sei es mühsam gewesen, alle notwendigen Formulare auszufüllen, „aber wenn man in Deutschland lebt, dann kennt man das“, meint sie. Endlich könne sie ohne Reisepass unterwegs ein. „Ich bin Bremerin – ein tolles Gefühl.“
Als Einbürgerungsbotschafterinnen wollen Wandemberg und Lindo nun auch andere Menschen, die in Bremen eine zweite Heimat gefunden haben, davon überzeugen, Deutsche zu werden. Dabei befinden sie sich in guter Gesellschaft, schließlich hat auch Claudio Pizarro diese Rolle übernommen. Und wer könnte seinem Charme schon widerstehen.