Hubertus Nette Foto: Schlie |
Nach 34 Jahren auf dem Revier in Huchting nimmt sich Hubertus Nette nun Zeit für sich selbst und die Familie und geht in den Ruhestand. Im Interview spricht der Polizist über den Unterschied zwischen Huchting und Grolland, die Arbeit der Institutionen im Stadtteil sowie sowie die Probleme, die er dort sieht.
Weser Report: In 34 Jahren Polizeiarbeit erlebt man ja so Einiges. Gibt es ein Erlebnis, dass Ihnen ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?
Hubertus Nette: Oh ja. In dem Fall hatte eine Frau unglaubliches Glück. Sie wollte Hackfleisch braten und hat das Fett in der Pfanne auf dem Herd vergessen. Als es anfing zu brennen, hielt sie die Pfanne unter den Wasserhahn und es kam zu einer Fettexplosion.
Wie durch ein Wunder blieb die Frau unverletzt, die Wohnung sah aber aus, wie nach einem Bombenangriff. An solche Sachen denkt man immer wieder zurück.
Sie kamen als Sommerverstärkung nach Huchting. Weshalb sind sie geblieben?
Ich kam aus dem Revier Neustadt nach Huchting, damit die Kollegen auch mal Urlaub machen konnten. Mich hat dann aber auch der Stadtteil und seine Geschichte sehr interessiert, wie er gewachsen ist und was mit den ehemaligen Grundeigentümern passiert ist.
Man kann so viel entdecken. Außerdem ziehen alle Institutionen und Einrichtungen an einem Strang, das macht Spaß.
Welche Probleme gibt es Ihrer Meinung nach im Stadtteil?
Vor allem das Angebot für Kinder und Jugendliche tendiert gegen Null. Es gibt zwar viele Vereine, Angebote und Streetworker, es werden aber viel zu wenig Kinder erreicht. Sie werden sich selbst überlassen. So lange ich denken kann, werden die Gelder in diesem Bereich immer weniger.
Das Verhalten der Kinder fällt beispielsweise in den Schulen als erstes auf, dort könnten die ersten Impulse gegeben werden. Unsere Lehrer können das aber nicht auch noch übernehmen. Es muss eine Verbindung zwischen Eltern, Schulen und Institutionen geben.
Andererseits kann Hilfe nur dann funktionieren, wenn sie auch angenommen wird. Häufig werden bei Kindern und Jugendlichen, die auffällig werden, auch die rechtlichen Möglichkeiten nicht ausgeschöpft, wie etwa Bußgelder gegen die Eltern. Der Umweg über das Portmonee ist oft wirksam, in Bremen wird das aber nicht gerne gemacht.
Was wünschen Sie dem Stadtteil für die Zukunft?
Ich empfinde die Planung der Linie 1 als wenig sinnvoll. Nach Stuhr macht es Sinn, nicht aber in Huchting. So wie sie geplant ist, werden ganze Teile abgekoppelt. Als ich meinen Job in Huchting übernahm, habe ich mit meinem Vorgänger um ein Eis gewettet, dass bis zu meinem letzten Tag auf dem Revier kein Zugverkehr auf der Trasse stattfinden wird. Da habe ich wohl gewonnen.
Ich wünsche mir, dass mehr Huchtinger etwas von der Verlängerung haben, wenn sie schon kommt. In Wirklichkeit braucht man sie dort aber nicht, die Busverbindungen sind viel bürgernähger. Ansonsten wünsche ich dem Stadtteil viel viel Glück in allen Bereichen. Außerdem wäre es wichtig, dass die Behördenstruktur und Zusammenarbeit im Stadtteil so bleibt, wie sie ist.
Aus Ihrer Sicht: Gibt es einen Unterschied zwischen Huchting und Grolland?
Grolland ist hanseatischer, Huchting ist herzlicher.
Was haben Sie für Ihren Ruhestand geplant? Wie soll Ihre Zukunft aussehen?
Mein Ruhestand ist für meine Familie vorgemerkt. Ich möchte für sie da sein und mich als Vollzeit-Opa betätigen. Aber ich freue mich auch drauf, viel Zeit nur für mich zu haben. Ich hatte bereist eine Übungsphase seit Mitte Februar, in der ich meinen Resturlaub genommen habe.
Diese Zeit habe ich genutzt, um mich nach einem Sportverein umzusehen. Ich bin nämlich begeisterter Nordic Walker. Jetzt habe ich die Spreu vom Weizen getrennt und einen Verein gefunden, der mir gefällt. Dort werde ich mich zweimal in der Woche sportlich betätigen, das hat wirklich einen Suchtfaktor für mich.