Als es noch nicht selbstverständlich war, dass jeder Haushalt Lebensmittelvorräte in der eigenen Tiefkühltruhe aufbewahrt, leistete sich manches Dorf ein gemeinschaftliches Kühlhaus. So auch die Dorfbewohner Garlstedts. Dort wurde 1961 unter der Regie des damaligen Bürgermeisters der noch selbstständigen Gemeinde, Johann Siemers, zusammen mit einer Garage für die Feuerwehr, das bis heute erhaltene Kühlhaus errichtet. Noch bis zum Jahr 2002 lagerten dort Rinderbraten, Rehkeulen oder Gänse bei minus zehn Grad. Und gelegentlich kamen auch Verkehrstote hinzu, die während der Nacht einen Unfall auf der vielbefahrenen B6 hatten.
„Hier befanden sich 128 Kühlfächer in einer Art stählernem Karussell“, erzählt Johann Beckmann. „Auf Knopfdruck drehte man die wie Tortenstücke, jeweils zu acht übereinander, angeordneten Fächer“, erinnert sich der ehemalige Ortsvorsteher. Seit über 15 Jahren dient das Gebäude Vereinen als Lager von Dekoration und Festzutaten.
Optik mit dem Charme der Vergangenheit bleibt erhalten
Neues Leben wurde dem Kühlhaus durch das Pfingstbaumsetzen eingehaucht. Seitdem wächst der Wunsch in der Ortschaft, für derartige Veranstaltungen eine verbesserte Infrastruktur zu schaffen. Man denkt an einen Wasseranschluss und Toiletten. Von der Optik mit den gelblich-weißen Fliesen und den schweren Holztüren soll vieles erhalten bleiben. Auch junge Garlstedter haben noch Erinnerungen daran, wie hier beispielsweise der Weihnachtsbraten abgeholt wurde.
„Im Rahmen der Bewerbung für den Dorfwettbewerb hatten wir begonnen uns intensiver mit dem Thema ‚Kühlhaus‘ zu beschäftigen“, sagt Garlstedts aktuelle Ortsvorsteherin, Marie Jordan. Inzwischen gibt es schon einige Veranstaltungen auf dem zentralen Platz des Dorfes, zuletzt vergangenen Sonntag der Weihnachtsmarkt „Wintertraum“. Der Bedarf nach Räumen, die bei Organisation und Durchführung den Ansprüchen der Veranstalter gerecht werden, wächst. „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die Räume, die das Kühlhaus mitten im Dorf bietet, zu schade sind, um dort nur Gegenstände zu lagern“, so Jordan.
Fördergelder sichern den Umbau
Die Kosten für einen Umbau wurden auf 60.000 Euro geschätzt, dafür suchte man nach Unterstützung. „Um Kosten zu sparen haben wir angeboten, sämtliche Arbeiten, die uns möglich sind, in Eigenleistung durchzuführen“, sagt Jordan. Dass es in Garlstedt handwerkliche Fachkompetenz gibt, wurde schon häufig unter Beweis gestellt.
Morgen werden im Rathaus vom Amt für regionale Landesentwicklung ausgestellte Förderbescheide überreicht, Garlstedt ist dabei, 73 Prozent der Sachkosten fürs Kühlhaus können bezuschusst werden.