„Gott sei Dank haben wir den Bürgerbus„, ruft Marion Schorfmann aus. Gerade im ländlichen Raum gelten die von Ehrenamtlichen gesteuerten Busse als verlässliches und preiswertes Fahrplanangebot für alle Bevölkerungsschichten. Grasbergs Bürgermeisterin würdigt dabei die ehrenamtlichen Chauffeure, die seit rund zehn Jahren für Mobilität im Ostkreis sorgen. „Ich wüsste gar nicht, was wir ohne sie täten.“
21 Fahrer hat Harald Zielinski in seinem Team rüstiger Rentner. „Wir sind dennoch immer suchend“, sagt der Vorsitzende des Bürgerbusvereins Grasberg/Worpswede. Bis zum Jahr 2020 würde die Hälfte der aktuellen Fahrer einen neuen Personenbeförderungsschein beantragen müssen, darauf würde aber die Hälfte aus Altersgründen verzichten und ausscheiden. Um ein Team von rund 20 Leuten zu bleiben, benötige man jedes Jahr drei neue Fahrer. Die würden sich dann jeweils für vier Stunden pro Woche ans Steuer setzen müssen, rechnet Zielinski vor. Voraussetzung sei der Führerschein der Klasse B. Die Kosten für die Ausbildung übernehme der Verein.
Busverkehr im Zweistundentakt
Über 105.000 Kilometer wurden im abgelaufenen Jahr auf den Strecken im Ostkreis zurückgelegt. Zwischen 7.30 Uhr am Morgen und 19 Uhr am Abend rollt das Niederflurfahrzeug im Zweistundentakt seine Haltestellen an. „Alle zwei Stunden bringen wir unsere Passagiere zum Hallenbad nach Worpswede, vor die beiden Rathäuser oder zum Arzt“, wirbt Zielinski für noch mehr Mitfahrende. Im zurückliegenden Jahr waren es 10.515 Menschen, denen das gefallen hat.
2018 gab es einen Rückgang bei den Fahrgastzahlen im Bürgerbus-Angebot im gesamten Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen. Stiegen 2017 über 318.000 Menschen in einen der 22 von ehrenamtlichen Fahrern gesteuerten Buslinien ein, waren es vergangenes Jahr nur noch 286.000. „Ein Rückgang um zehn Prozent“, so Stefan Bendrien vom ZVBN, dem Zusammenschluss von vier Städten und sechs Landkreisen zur Bewältigung des Öffentlichen Personennahverkehrs im Nordwesten. „Einer der Gründe liegt vermutlich im langen Extremsommer“, so Bendrien, „viele Menschen, insbesondere Ältere, haben aufgrund der Hitze ihre Mobilität reduziert.“
„Wünsche mir mehr altere Fahrgäste“
„Und es fehlen die Migranten“, ergänzt Harald Zielinski, durch die Flüchtlinge als Nutzer hatte es besonders in den Jahren 2015/2016 außergewöhnlich hohe Passagierzahlen gegeben, für den Bürgerbusverein Grasberg waren dies jährlich rund 20.000 Menschen. „Ich würde mir wünschen, dass es noch mehr Ältere gibt, die unser Angebot nutzen“, sagt Zielinski. Man habe bei der Streckenführung und auch bei den Haltestellen schon die Erreichbarkeit von vielen Arztpraxen berücksichtigt. „Ich kenne eine Bürgerin, die sagt bei der Vereinbarung eines Arztbesuchs gleich dazu, dass sie mit dem Bürgerbus komme, und dann klappt das auch mit einer Abstimmung auf dessen Taktzeit“, berichtet Marion Schorfmann. „Wer auf diese Weise positive Erfahrungen mit unserem Angebot gemacht hat, erzählt dies weiter, das ist für uns die beste Werbung“, bestätigt Zielinski.
Für insgesamt acht Mitfahrende gibt es Plätze im Kleinbus. Der VW-Kutsenits City I ist als Niederflurfahrzeug mit einem bequemen Einstieg ausgestattet. Für Rollstuhlfahrer, Benutzer von Rollatoren und Menschen mit Kinderwagen kann eine Rampe ausgeklappt werden.
Wer sich für eine Mitarbeit im Team der ehrenamtlichen Busfahrer interessiert, kann unter der Rufnummer 04208/1482 mit dem Bürgerbusverein in Kontakt treten.