Neapolis, Christoupolis und seit Mitte des 15. Jahrhunderts Kavala – die östlichste Stadt Makedoniens hatte in ihrer Geschichte verschiedene Namen und Herren – angefangen bei den alten Griechen über die Byzantiner bis hin zu den Türken. Davon profitiert die griechische Stadt heute noch.
Schließlich vereint sie auf engstem Raum nicht nur eine Fülle von Sehenswürdigkeiten aus unterschiedlichen Epochen. In Kavala betrat etwa Apostel Paulus erstmals europäischen Boden und legte mit der Taufe Lydias nahe der heutigen Archäologischen Stätte von Philippi, die auf der Unesco-Weltkurturerbeliste steht, den Grundstein für die Christianisierung Europas.
Schon auf dem ersten Blick wird dem Kavala-Besucher viel geboten: Optisch gleicht die Stadt einem riesigen Amphitheater. Die Bühne für die Reise durch die Zeit liegt im Zentrum und das Häusermeer ringsum, das vom Wasser in Richtung Berge hochkraxelt, bildet die Zuschauerränge.
Die meisten deutschen Touristen, einerlei ob sie mit dem Auto oder Flieger kommen, nutzen Kavala als Fährhafen, um auf die vorgelagerte Insel Thassos überzusetzen. Unser Tipp: Mindestens drei Tage bleiben.
„In Kavala findet der Besucher Kultur und Kulinarik vom Feinsten“, verspricht Voula Falakridou von Visit Kavala, dem örtlichen Fremdenverkehrsbüro. Sie ergänzt: „Im Sommer locken auch unsere Strände, viele sind sogar bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.“ Die Sandstrände gehören mit zu den schönsten im Norden Griechenlands.
Akropolis mit Panoramablick
Kavala ist eine Stadt der kurzen Wege, weswegen bequemes Schuhwerk unbedingt ins Gepäck gehört. Ein zentral gelegenes Hotel – etwa direkt an der Promenade – ist ein idealer Startpunkt für gemütliche Spaziergänge. Der erste führt unweigerlich zum alten Hafen, wo man sich täglich auf eine regelrechte Bötchenparade freuen kann, vor allem wenn morgens die Fischer zurückkehren, ihren Fang löschen und dann ihre Netze flicken – Griechenland wie aus dem Bilderbuch.
Besuchenswert sind auch die vielen neoklassizistischen Gebäude aus der Zeit, als die Stadt als Mekka des Tabaks ein Globalplayer war. Unbedingt gesehen muss man das schneeweiße Rathaus der Stadt, das einst einem reichen ungarischen Tabakhändler gehört hat. Ebenso Must-sees sind das Tabak- und das Archäologische Museum.
Aquädukt und Kuppeldächer
Auffälligste Sehenswürdigkeit der Stadt ist das Aquädukt, das vermutlich schon während der Römerzeit für die Wasserversorgung des Burghügels Panagia genutzt wurde. Die heutigen „Kamares“ – Bögen, wie sie die Einheimischen nennen, stammen aus dem 16. Jahrhundert als die Ottomanen das Sagen über die Stadt hatten.
Ein schöner Spaziergang startet bei den „Kamares“ und geht rechterhand hinauf bis zur Akropolis, wie der Bereich der alten Festung in der byzantinischen Zeit hieß. Auf der kleinen Halbinsel Panagia mit ihren Kopfstein gepflasterten, verwinkelten Gassen findet man schöne makedonische Häuschen, alte türkische Bauten, die Halil Bey Moschee, das Haus von Mehmet Ali Pascha und die Panagia-Kirche.
Ein beliebter Treffpunkt ist der Leuchtturm. Von dort hat man nicht nur einen wunderschönen Blick auf die malerische Bucht und das Häusermeer, das sich die Hügel hochzieht. Gleitet der Blick über das türkisblaue Wasser, sieht man in der Ferne die Insel Thassos. Wer noch mehr Ausblicke genießen möchte, steigt weiter hinauf bis zur Burg mit grandiosem Blick auf den Hafen und auf die Kuppeldächer des Imaret. Das alte Armenhaus von Mehmet Ali Pascha beherbergt heute ein Luxushotel.
Tabaklager wurde zum Grandhotel
Aus alt mach neu lautete die Devise auch im benachbarten Drama mit seiner pittoresken Altstadt. In der 40 Kilometer von Kavala entfernten Stadt, die bequem mit dem Überlandbus erreicht werden kann, entstand aus einem alten Tabaklager das Hydrama Grandhotel.
Das Fünf-Sterne-Haus liegt direkt an der Hauptsehenswürdigkeit der Stadt, dem Agia-Varvara-Park mit seinen sprudelnden Quellen, den Teichen und dem uralten Baumbestand.
Drama ist aber auch bekannt für seinen Weinanbau, schließlich soll sich in der Antike im Paggaio-Gebirge gleich um die Ecke eine Kultstätte des Weingottes Dionysos befunden haben. Zu einer Probe des Rebensaftes kann man sich beispielsweise im malerisch gelegenen Château Nico Lazaridi anmelden oder den Wein in einem der vielen Restaurants von Drama genießen.
Gaumenfreuden aus dem Reich Poseidons
Die Gastronomen verwöhnen ihre Gäste mit lokalen Spezialitäten wie etwa Pastourma (luftgetrocknetes, gewürztes Rindfleisch) mit Schafkäse im Teigmantel oder Pilzsuppe.
Lecker Essen kann man auch in Kavala. In den Restaurants direkt am Hafen locken gegrillter Octopus, frittierte Babycalamari und andere Spezialitäten auf dem Reich Poseidons.
Wer mag, kann dazu – als Alternative zu Ouzo – den traditionellen Tresterschnaps Tsipouro probieren. In Kavala gibt es urige Lokale, wo die Spirituose in Kombi mit kleinen Vorspeisen serviert wird.
Wer noch ein süßes Mitbringsel für daheim sucht, dem empfiehlt Voula Falakridou, sich für Kourabiedes zu entscheiden. Das Gebäck erinnert an Vanillekipferl, schmeckt den Griechen allerdings nicht nur zu Weihnachten.
Information
Anreise: Etwa mit Aegean Airlines ab Hamburg via Athen nach Kavala. Die griechische Fluggesellschaft, Mitglied der Star Alliance, fliegt von acht deutschen Flughäfen nach Athen, Thessaloniki und bietet während der Sommersaison Direktflüge zu vielen weiteren griechischen Zielen an.
Unterkunft: Airotel Galaxy Hotel, sehr zentral gelegenes Haus am Hafen von Kavala mit wunderschönen Frühstücksterrasse auf dem siebten Stock.
Gastro-Tipp: gute Fisch-Restaurants in Kavala sind das Psaraki Ouzo Bar-Fish Restaurant und das Yalos Restaurant Bar. In Drama ist das Fileto Meat Restaurant zu empfehlen.
Tipp: Wer etwa mit Aegean direkt ab Deutschland über den Flughafen von Thessaloniki anreist und dann weiter mit dem Mietwagen, buchbar beispielsweise bei Hertz, nach Kavala (Fahrdauer: etwa 90 Minuten) weiter fährt, sollte unbedingt vorher Griechenlands zweitgrößter Stadt Thessaloniki einen Besuch abstatten. Wer sich in Flughafennähe im Hyatt Regency Thessaloniki einquartiert, kann zur Stadterkundung den regelmäßigen, kostenlosen Hotel-Shuttle Richtung Zentrum nehmen. Vor dort aus können die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt zu Fuß erkundet werden. Abends sollte man die Küche des Hotels probieren. Im Restaurant Ambrosia kommen griechische Gerichte modern interpretiert und mit frischen lokalen Zutaten auf dem Tisch.
Auskunft: discovergreece.com, visitkavala.gr/de sowie auf discovergreece.com/de/mainland/macedonia/drama