Der Tisch gehörte dem Verkehrsberater Jan Tebbe. Mit 17 Mitstreitern gründete er am 18. April 1979 in der Hansestadt den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Ziel war es, ein fahrradpolitisches Gegengewicht zu den starken Interessenverbänden des Automobils zu schaffen. Am 26. Oktober 1979 wurde der ADFC-Bundesverband ins Vereinsregister Bremen eingetragen. Schnell gründeten sich weitere Ortsgruppen. Rund 450 sind es heute.
Auch wenn die Bundesgeschäftsstelle vor ein paar Jahren ins Machtzentrum nach Berlin umgezogen ist, blieb der Sitz des Verbandes doch an der Weser. Ein Grund, warum man den ADFC in Bremen an zwei Stellen finden kann. Während der Bundesverband ein kleines Büro am Wall unterhält, kämpft der Bremer Landesverband von einem Büro über der Radstation am Hauptbahnhof aus für die Interessen seiner Mitglieder.
„Die Bedingungen für den Radverkehr sind unbefriedigend“
Der Betrieb einer Radstation mit Fahrradparkhaus und Werkstatt durch den ADFC ist eine Besonderheit. Auch da war Bremen Vorreiter. Auch was die Mitgliederzahlen angeht, kann der Landesverband eine Besonderheit vorweisen: Im Vergleich hat er die meisten Mitglieder pro Einwohner. Auch im Bundesvorstand gibt es eine Bremer Stimme: Mit Ludger Koopmann füllt ein ehemaliger Bremer Landesvorsitzender das Amt eines der stellvertretenden Bundesvorsitzenden aus.
Auf eine große Party zum 40. Geburtstag hat der ADFC verzichtet. Stattdessen startete er eine Kampagne unter dem Motto „MehrPlatzFürsRad“. „Die Bedingungen für den Radverkehr sind unbefriedigend“, sagt Bonnie Fenton, Vorsitzende des ADFC-Landesverbandes. Auch wenn Deutschland weltweit die Top-Position beim touristischen Radfahren innehabe, könne man im Alltagsverkehr mit Ländern wie Dänemark und den Niederlanden nicht mithalten.
ADFC: Es gibt Verbesserungspotenzial
Dort sei die Fahrradinfrastruktur einfach besser. „Dass ein Auto mit 50 Stundenkilometern dicht an einem vorbei braust, möchte niemand haben“, begründet sie.
Auch wenn Bremen bei der jüngsten Fahrradklima-Umfrage des ADFC als fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands abgeschnitten hat, gibt es nach Ansicht von Fenton noch deutliches Verbesserungspotenzial, wie schon die schwache Gesamtnote von 3,55 gezeigt habe. „Bremen könnte sich als Fahrradstadt verkaufen“, meint die Rad-Lobbyistin. Premiumrouten für Radfahrer, wie sie seit 2014 versprochen, aber kaum umgesetzt seien, erlaubten den Menschen, schneller zum Ziel zu kommen. „Fahrradbrücken verbinden Quartiere“, sagt Fenton.
Gute Bedingungen für Radfahrer müssen nicht zum Nachteil für Autofahrer sein. „Das Dieselfahrverbot ist an uns vorbeigegangen, weil es hier so viele Radfahrer gibt“, ist Fenton überzeugt.
Die gestiegene Zahl der Fahrradunfälle am Stern in 2018, sind eine beispielgebende Folge davon.