Verkehrssenator Joachim Lohse fordert die Nordwestbahn zum Rapport auf. Da noch immer viele Züge verspätet oder gar nicht kommen, soll das Unternehmen erklären, „mit welchen Maßnahmen kurzfristig und nachhaltig eine Stabilisierung des Betriebs der Regio-S-Bahn Bremen/Niedersachsen erreicht werden soll“, verlangt Lohse in einem Warnbrief an Tobias Heinemann. Der leitet das Unternehmen Transdev, die Muttergesellschaft der Nordwestbahn.
Zwar hat die Nordwestbahn einen eigenen Chef, aber der ist auf dem Absprung. Nach dem Sommer will Rolf Erfurt das Unternehmen verlassen. „Nach sechs Jahren hat er sich für eine andere berufliche Herausforderung entschieden“, sagt Nordwestbahn-Sprecherin Karin C. Punghorst. „Wir bedauern seine Entscheidung sehr.“ Einen Nachfolger gibt es noch nicht. Der zweite Geschäftsführer Jonas Buchholz hat sich schon im Dezember 2018 verabschiedet.
Senator wirft Unternehmen Vertragsverletzungen vor
Dessen Position habe das Unternehmen „ersatzlos gestrichen“, kritisiert Lohse. „All diese Informationen erfüllen mich mit großer Sorge“, schreibt der Senator.
Erst im April dieses Jahres hat er nach einer europaweiten Ausschreibung den Verkehrsvertrag mit der Nordwestbahn bis zum Jahr 2036 verlängert. Sie betreibt das 270 Kilometer lange Netz der Regio-S-Bahn rund um Bremen schon seit Dezember 2010.
In seinem Brandbrief an Transdev-Chef Heinemann wirft Lohse dem Manager vor, den laufenden Vertrag zu verletzen. „Aufgrund von Fahrzeugschäden konnten in den vergangenen Monaten die vertraglich vereinbarten Sitzplatzkilometer von der Nordwestbahn nicht erbracht werden“, kritisiert Lohse. Sitplatzkilometer zeigen vereinfacht gesagt an, wie viele Züge unterwegs sind und wie viele Sitze sie haben.
Zug ohne Erlaubnis abgezogen
Außerdem hat die Nordwestbahn offenbar einen Zug aus Bremen abgezogen, der als Ersatz vorgesehen war, falls ein regulärer Zug aus technischen Gründen ausfällt. Auch den Ersatzzug hatte das Unternehmen dem Senator vertraglich zugesichert. Jetzt soll dieses Fahrzeug in einer anderen Region im Einsatz sein.
„Vor diesem Hintergrund stellen die Öffentlichkeit und die Politik auch den neu abgeschlossenen Vertrag infrage“, warnt Lohse in seinem Brief.
Lokführermangel ist der Grund für die Probleme
Die Behörde kommentiert das Schreiben nicht. Nordwestbahn-Sprecherin Punghorst weist darauf hin, dass Lokführer fehlen. „Die Rekrutierung läuft“, sagt sie, aber es dauere Monate, bis neue Kräfte einsatzfähig seien.
Transdev-Chef Heinemann hatte früher die Berliner S-Bahn geleitet, musste aber gehen, weil Fahrzeuge wegen Wartungsmängel nicht fahren konnten und der Fahrplan nicht mehr einzuhalten war.
Die Ratten verlassen allerorts das sinkende Schiff
Auch Lohse hängt seinen Job an den Nagel, wie er vor der Wahl ankündigte.