Mohamed Tharia mit Helmut-Schmidt-Mütze Mohamed Tharia mit „Helmut-Schmidt-Mütze“: Sein Einbürgerungsantrag und alles, was dazu gehört, füllt schon eine dicke Akte. Foto: Schlie
Einbürgerung

Weil er es Helmut Schmidt versprochen hat

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Mohamed Tharia lebt schon 38 Jahre in Bremen. Nun will er endlich Deutscher werden.

Mohamed Tharia möchte gerne Deutscher werden. Doch das ist für ihn gar nicht so einfach, hat der 64-Jährige, der aus Tansania stammt, festgestellt. Vor gut vier Jahren stellte er den Antrag auf Einbürgerung. Zwischenzeitlich hatte er die Hoffnung schon aufgegeben, doch nun hält er einen Brief des Bremer Migrationsamtes in Händen.

Überschrieben ist er mit „Einbürgerungszusicherung“. Das ist zwar noch kein deutscher Pass, aber ein großer Schritt in die richtige Richtung. „Einbürgerungszusicherung bedeutet, dass wir geprüft haben, dass akut alle Voraussetzungen gegeben sind, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten“, erklärt Bettina Scharrelmann, Leiterin des Migrationsamtes. Zurücknehmen könne sie die Zusicherung nur aus besonderem Grund, etwa wenn der Antragsteller eine schwere Straftat begehe.

Tharia kam vor 38 Jahren nach Bremen – der Liebe wegen. In seiner Heimat hatte der ehemalige Radrennfahrer eine Deutsche kennengelernt. Bald war Nachwuchs unterwegs und die beiden heirateten. Die Ehe ist zwar lange geschieden, aber Tharia kam nie auf die Idee, Bremen wieder zu verlassen. Schließlich fühlt er sich hier heimisch und möchte mitreden. Deshalb trat er vor Jahren der SPD bei.

Begegnung mit Helmut Schmidt

Und irgendwann traf er dann Helmut Schmidt. „Wie lange willst Du noch Ausländer bleiben?“, habe der ihn gefragt. „Ich wollte erst nicht, weil ich dann ja meine tansanische Staatsbürgerschaft aufgeben muss“, sagt Tharia. Am Ende habe er Schmidt aber versprochen, Deutscher zu werden.

Der Weg dahin war bisher steinig, denn Tharia kam als Architekt nach Deutschland, doch sein Abschluss wurde nicht anerkannt. Also hielt er sich mit Jobs über Wasser. Später legte er zwar eine Prüfung als Sicherheitsfachkraft vor der Handelskammer ab, doch auch das zählt bei der Einbürgerung nicht als abgeschlossene Berufsausbildung. Herzinfarkte und chronische Erkrankungen rissen Lücken in die Erwerbsbiographie. Inzwischen ist er schwerbehindert und kann nur noch bedingt arbeiten.

Ein paar Hürden gilt es für Mohamed Tharia noch zu überwinden: Zunächst muss er in Tansania beantragen, aus der Staatsbürgerschaft entlassen zu werden. „Das wird schwierig“, fürchtet er. Es sei schon kompliziert gewesen, eine neue Geburtsurkunde zu beschaffen. Die beglaubigte Über­setzung, die er seinerzeit für seine Eheschließung vorlegen musste, sei nicht mehr anerkannt worden.

Hintertürchen bleibt offen

Die Einbürgerungszusicherung lässt immerhin ein Hintertürchen offen. Für den Fall, dass es nicht gelinge, die notwendigen Papiere zu bekommen, genüge es auch, glaubhaft nachzuweisen, dass man es alles unternommen habe, um die alte Staatsbürgerschaft abzulegen, erklärt Scharrelmann.

Gleichzeitig muss Mohamed Tharia aber auch noch mit den deutschen Behörden um seinen Namen kämpfen. In der Heiratsurkunde wurde der fälschlich mit Muhammad Tharia angegeben. Und weil das die aktuellste deutsche Personenstandsurkunde für ihn ist, würde ein deutscher Personalausweis zwangsläufig auf den Namen Muhammad ausgestellt. Was in seinem noch gültigen tansanischen Pass steht, spiele keine Rolle, hat Tharia erfahren.

Also muss er versuchen, einen Standesbeamten in der süddeutschen Kleinstadt, in der er einst geheiratet hatte, davon zu überzeugen, eine Heiratsurkunde aus dem Jahr 1982 zu korrigieren. „So ist das irgendwie immer“, sagt Tharias aktuelle Lebensgefährtin und seufzt. Dennoch wird er es versuchen. Das hat er Helmut Schmidt schließlich versprochen.

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Eine Antwort

  1. Gunnar-Eric Randt sagt:

    Willkommen im Paradies auf Erden. Nun auch als angehender Deutscher mit Presseauftritt.

    Helmut Schmidt hat nichts mehr zu melden. Beeindruckt aber noch immer einfachere Gemüter in den beiden Stadtstaaten, die sich gerne weltoffen und hanseatisch geben.

    Eine Deutsche heiraten, möchten viele Zuwanderer von heute auch gern. Als Fachkraft Arbeit zu finden, ist auch ihr Ziel. Deshalb kommen sie mit ihrer vielfältigen, ethnisch bedingten Familienexpertise gern zu uns und greifen, oft der Sitte ihrer Herkunft folgend, auch schon einmal einfach zu oder nehmen sich die Nähe, wegen der sie eingereist und wegen des Fehlens in ihrer Heimat geflüchtet sind.

    Dieser Tansanier passt insofern gut als Vorbild in die Bundesrepublik und besonders gut nach Bremen. Schließlich werden hier Ehen. im Vergleich zu anderen Bundesländern, sehr schnell und in hoher Zahl geschieden. Kein Wunder, dass das Bremer Migrationsamt hier gut Aussichten sieht.

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