Pro: Marcus Henke, Vizepräsident Landesjägerschaft Bremen
Die Nutria ist in Bremen aufgetaucht und bevölkert unsere Gewässer. Der Neuankömmling aus Südamerika findet hier ausgezeichnete Lebensbedingungen. Die Tiere werden bei uns größer und vermehren sich stärker als in der Heimat. Es gibt keine Feinde und genug Raum und Nahrung. Die invasive Art vermehrt sich ungebremst. Aus zwei Nutrias können in drei Jahren 16.000 Tiere werden. Sie sind über zehn Kilogramm schwer und legen wie Wühlmäuse Baue unter der Erde an. Dies führt zu Problemen. Unsere Deichsicherheit ist gefährdet. Grabenufer werden unterhöhlt. Geschützte heimische Arten leiden. An der Ochtum ist ein 15-Meter-Deich durchgraben worden. Hohe jährliche Schadenssummen werden zukünftig den Steuerzahler treffen. Die EU fordert auf Grund der Gefährlichkeit eine Regulierung dieser Art. Deichverbände und Jäger stehen vor einer großen Herausforderung. Die Jagd ist alternativlos. Wir stehen ganz am Anfang.
Contra: Sönke Hofmann, Geschäftsführer Landesverband Nabu Bremen
Natürlich kann man Nutrias jagen, sie schmecken prima und haben ein wertvolles Fell. Das wären „vernünftige Gründe“, die das Tierschutzgesetz für die Tötung fordert. Auch eine Ausrottung droht nicht, der Artenschutz ist also kein Problem. Wenn allerdings die Jägerschaft sich zum obersten Regulator aufschwingt, ist das anmaßend. Unsere Hobbyjäger beweisen seit Jahrzehnten, dass sie weder Wildschweine noch Rehwild auf ein naturverträgliches Maß reduzieren können. An den Hauptdeichen richten die einst vom Menschen ausgesetzten Nager kaum Schäden an, die Weser ist nicht ihr Lebensraum. Die Sommerdeiche schützen Wiesen und Äcker. Dort sorgen die Nutriahöhlen nun für unfreiwillige Gewässerrandstreifen, wie der Naturschutz sie seit Jahrzehnten fordert. Bei meiner Jägerprüfung galt die Waidgerechtigkeit noch was. Deshalb lehne ich den ganzjährigen Abschuss und damit den Tod von Muttertieren und das Verreckenlassen der Jungen im Bau strikt ab.