Von Insa Lohmann
Das Jahr 2015 war geprägt durch eine historisch hohe Zuwanderung von Flüchtlingen nach Europa. Allein in Deutschland wurden 1,1 Millionen schutzsuchende Menschen registriert.
In Bremen leben derzeit knapp 4.000 Arbeitnehmer aus nichteuropäischen Asylherkunftsländern wie Syrien, Afghanistan, Iran oder Nigeria – 580 davon in einer Ausbildung. Doch wie gut sind sie in dem bremischen Arbeits- und Ausbildungsmarkt integriert?
Betriebe nahmen junge Flüchtlinge auf
„Sowohl die Bundesrepublik als auch Bremen standen damals vor einem großen Problem“, sagt Karlheinz Heidemeyer von der Handelskammer Bremen. Vor allem die mangelnden Sprachkenntnisse der Geflüchteten seien damals die größte Herausforderung gewesen.
Die Schulen in der Hansestadt sowie die Bundesagentur für Arbeit haben aus Sicht des Ausbildungsexperten in den vergangenen vier Jahren maßgeblich dazu beigetragen, dass Geflüchtete die Sprache schnell erlernen konnten.
Aber auch die Betriebe haben mitgezogen: „Viele Unternehmen in der Stadt waren bereit, junge geflüchtete Menschen aufzunehmen. Und in ganz vielen Fällen hat das sehr gut geklappt.“
Migration als Chance für das Handwerk
Das bestätigt Unternehmer Peter Bollhagen. Er führt in vierter Generation einen Malereibetrieb in Bremen. Seit 2015 hat er Geflüchteten in seiner Firma mehr als 20 Praktikumsplätze zur Verfügung gestellt. Vor zwei Jahren hat er zudem einen jungen Gambianer als Auszubildenden eingestellt.
„Ich bin total zufrieden“, sagt Bollhagen. „Der junge Mann macht einen sehr integrierten Eindruck.“ Auch von anderen Betrieben erhält der Landesvorsitzende des Verbandes Die Familienunternehmer eine positive Rückmeldung, was die Erfahrung mit geflüchteten Auszubildenden betrifft: „Viele sind durchaus auf dem Arbeitsmarkt angekommen.“
Insgesamt habe er den Eindruck, dass Bremen den großen Ansturm seit 2015 gut gemeistert habe. „Das wurde hier früh sehr positiv begleitet.“
Bollhagens Malerbetrieb bestehe seit 1892 und sei ein klassischer Ausbildungsbetrieb, sagt der Unternehmer. Er habe in den vergangen Jahren immer mehr Schwierigkeiten, Bewerber zu finden. Bollhagen sieht in der Migration eine Chance für das Handwerk: „Ohne Zuwanderung aus dem Ausland können wir das im Handwerk nicht mehr bewältigen.“
Duale Bildung: in vielen Ländern die letzte Wahl
Branchenübergreifend sieht Karlheinz Heidemeyer von der Handelskammer Bremen das Problem damit allerdings nicht gelöst: „Den Mangel an Auszubildenden werden wir nicht mit Flüchtlingen regeln können.“
Das hängt aus Sicht des Ausbildungsexperten vor allem damit zusammen, dass die duale Bildung in vielen Herkunftsländern einen weitaus niedrigen Stellenwert habe als in Deutschland. Dort sei dieses Modell häufig die letzte Wahl.
Heidemeyer: „Man muss den Flüchtlingen aufzeigen, dass die duale Bildung ihnen hierzulande den Karriereweg eröffnet.“ Er ist zuversichtlich, was die langfristige Integration von Geflüchteten auf dem Arbeitsmarkt betrifft.
An die bremischen Unternehmen appelliert Heidemeyer, weiterhin ihre Bereitschaft zu zeigen. „Da muss jeder seinen Beitrag leisten.“
Integration in der Nomenklatur im Konsens mit Behinderten ist zu wenig beachtet. Ausgenommen, sind hiervon zum Glück die Menschen, die in der Werkstatt Bremen und dem Martinsclub beschäftigt werden. Deren Arbeit muss aber noch bei weitem besser bezahlt werden.
Integration von Menschen mit Schwerbehinderungen kann für andere schwerbehinderte Menschen, in den wenigsten Fällen im Handwerk erfolgen. Sie sollte in der Verwaltung der freien Wirtschaft und dem Öffentlichen Dienst bevorzugt vorangetrieben werden. Mit der CDU an der Regierung von Bremen, wäre dieses Unterfangen aber nur schlecht umzusetzen gewesen. Auch auf Bundesebene fehlt es ihr hier an ausreichend Sozialkompetenz, Menschen mit Schwerbehinderungen, die selbst bestimmt leben können, integrieren und sie dabei unterstützen zu wollen.