Olaf Woggan leitet seit April 2013 die AOK Bremen/Bremerhaven. Foto: Schlie Olaf Woggan, Vorstandschef der AOK Bremen/Bremerhaven will den Zusatzbeitrag für seine Versicherten 2020 stabil halten. Foto: Schlie
Geschäftsbericht

AOK Bremen will Beiträge nicht erhöhen

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Der AOK droht 2019 und 2020 ein deutliches Minus in der Kasse. Dennoch soll der Beitrag nicht erhöht werden.

Das kündigte Olaf Woggan, Vorstandschef der AOK Bremen/Bremerhaven bei der Vorstellung des Geschäftsberichtes für 2018 an. Zwar rechnet die Krankenkasse nach einem Überschuss in Höhe von 5,8 Millionen Euro für 2018 bereits im laufenden Jahr mit einem Defizit, will das aber ebenso wie 2020 mit einem geplanten Griff in die Rücklagen ausgleichen. „Wir wollen Schwankungen im Sinne der Kunden ausgleichen“, erklärte Woggan.

Neben dem gesetzlich vorgeschriebenen Beitrag in Höhe von 14,6 Prozent erhebt die AOK Bremen/Bremerhaven aktuell einen Zusatzbeitrag in Höhe von 0,7 Prozent. Die Zahl der Versicherten ist nach eigenen Angaben von 256.000 im Jahr 2018 auf 261.000 im August 2019 gestiegen.

Neue Krebsmedikamente

Aufs Ergebnis drücken derzeit insbesondere steigende Ausgaben für Medikamente. Dieses werde vor allem durch neue hochwirksame aber gleichzeitig sehr teure Krebsmedikamente verursacht, die in den vergangenen Monaten für zusätzliche Krebstherapien zugelassen worden seien, erläuterte Woggan. So stiegen allein die Ausgaben der AOK für Krebsmedikamente von 6,1 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2018 auf 7,8 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2019.

Für die kommenden Jahre sieht Woggan sein Haus gut aufgestellt: Man habe 2018 nicht nur ein Plus von 5,8 Millionen Euro erwirtschaftet, sondern auch zahlreiche Investitionen, Organisationsveränderungen und Modernisierungen bewältigt. Die durchgeführte Digitalisierung solle ermöglichen, Geschäftsprozesse umzugestalten. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen erhöhte die AOK die Zahl der Ausbildungsplätze pro Jahr von 16 auf 18.

AOK Bremen übt Kritik an Bundesregierung

Deutliche Kritik übte der AOK-Chef an den aktuellen Gesetzesvorhaben der Bundesregierung. „Wenn zum Beispiel die Arztberatung so eingeschränkt wird, wie es Bundesgesundheitsminister
Jens Spahn jetzt beabsichtigt, dann verlieren wir in Bremen ein seit Jahrzehnten bewährtes Instrument, um unnötige Arzneimittelkosten zu vermeiden.“

Schon seit 1973 gibt es im kleinsten Bundesland die gemeinsam mit anderen Bremer Kassen getragene Pharmazeutische Beratungs- und Prüfstelle, die Ärzte individuell berät, wie sie besser wirksame, aber kostengünstigere Medikamente einsetzen können. Das gleiche Ziel verfolgen auch das von der AOK mit initiierte Bremer Arzneimittelregister, und die Arzneimittelberatung im Rahmen des Arzt-Partner-Services.

Der Erfolg: Seit vielen Jahren liegen die Arzneimittelausgaben in Bremen sehr deutlich unter jenen in anderen Bundesländern. „Eine intensive Arztberatung macht also Sinn. Aber nicht, um schlicht Kosten zu sparen, sondern um damit den finanziellen Spielraum zu haben, neue, wirksame und zunächst entsprechend teurere Medikamente für unsere Versicherten zu finanzieren“, sagte Woggan.

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Eine Antwort

  1. Gunnar-Eric Randt sagt:

    Mehrfach chronisch erkrankte Schwerbehinderte sind fassungslos

    Im Gesamtjahr 2016 gab es auf Basis der jetzt vorliegenden endgültigen Finanzergebnisse ein Plus von 1,62 Milliarden Euro über alle Krankenkassen. Im Gesundheitsfonds befanden sich Ende 2016 rund 9,1 Milliarden Euro.

    Im Jahr 2017 konnten gesetzliche Krankenkassen ihre Überschüsse ausbauen. Demnach erzielten sie ein Plus von 3,1 Milliarden Euro, so berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Damit stiegen die Rücklagen und Reserven der 110 gesetzlichen Versicherer für Ende 2017 auf 19 Milliarden Euro. Die Rücklagen aus dem Gesundheitsfonds, die Gesundheitsexperten auf neun Milliarden Euro schätzen, hinzugerechnet, hatte sich im gesetzlichen Kassensystem eine Gesamtreserve von 28 Milliarden Euro bis Ende 2017 angesammelt. „Der Gesetzlichen Krankenversicherung geht es so gut wie lange nicht mehr“, sagte der AOK-Bundesvorsitzende Martin Litsch damals der Zeitung.

    Die Krankenkassen geben viel Geld aus, nehmen aber noch viel mehr ein und lassen das Geld nicht den Versicherten zu Gute kommen. So konstatierte Gesundheitsminister Spahn, der nach Ablauf von 9 Monaten im vergangenen Jahre mit einem Jahresüberschuss von rund 2,5 Milliarden Euro für das Jahr 2018 rechnete. Die gesetzlichen Krankenkassen nahmen auch im Jahr 2018 mehr Geld ein, als sie ausgaben. Wie das Bundesgesundheitsministerium damals mitteilte, erwirtschaftete die gesetzliche Krankenversicherung in den ersten neun Monaten einen Überschuss von 1,86 Milliarden Euro.

    Das Finanzpolster der Kassen war zu diesem Zeitpunkt auf insgesamt 21 Milliarden Euro angewachsen. Das war schon im letzten Jahr um diese Zeit vier Mal so viel, wie die gesetzlich vorgeschriebene Mindestreserve. Außerdem verfügen sie mittlerweile vermutlich über 10 Milliarden Euro in dem Gesundheitsfonds. Hieran können sich Krankenkassen bedienen und schadlos halten, läuft es einmal nicht so gut. Warum auch immer.

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