Der Gemeinderaum der Evangelischen Freikirche an der Woltmershauser Straße war voll besetzt am Montagabend. Die späteren Ankömmlinge mussten sich aus dem Nachbarraum zusätzliche Stühle holen, um sitzend der Vorstellung des Masterplans „Vorderes Woltmershausen“ durch die Stadtplaner folgen zu können.
„Genau vor drei Jahren haben wir uns das erste Mal mit dem Beirat zusammengesetzt“, sagt Stadtplanerin Jutta Bettin. Der Masterplan sei nun soweit fertig, dass er der Politik vorgestellt werden könne.
Thema Verkehr nahm am meisten Zeit in Anspruch
Wichtige Punkte für die Grundlage der Bebauungspläne seien Verkehr, Freiraum und Nutzungskonzept, erklärt Bettin. Den Großteil der Vorstellungszeit in der Sitzung nahm das Thema Verkehr in Anspruch.
Insgesamt sei es das Ziel, bei der Entwicklung des Quartiers die Verteilung des Verkehrs in Richtung Fuß- und Radverkehr sowie ÖPNV zu lenken, sagt Jens Wittrock vom Planungsbüro BPR. Dies sei jedoch nur möglich, wenn es akzeptierte Alternativen zum Pkw gäbe.
Langfristig – bis 2030 – sollen nur noch 25 Prozent der Fahrten im Vorderen Woltmershausen mit dem Auto zurückgelegt werden, sagt er.
Ein neuer Tunnel soll her
Den zunehmenden Verkehr infolge der Entwicklung des Tabakquartiers sehen auch viele anwesende Anwohner mit Besorgnis. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Tunnel nach Woltmershausen, das Nadelöhr in den Stadtteil, schon jetzt oft „verstopft“ ist.
Die Schaffung eines neuen Tunnels ist daher auch ein wichtiger Punkt. So soll einer geschaffen werden, der unter der Bahnstrecke hindurchführt. Dieser sei dann nur für Fuß- und Radverkehr sowie den ÖPNV freigegeben.
„Es braucht eine bauliche Untersuchung, wo die Bahntrasse unterquert werden kann“, sagt Wittrock. Wie lange die Umsetzung dieser Idee dauern wird, sei schwer vorauszusagen. „Das ist nicht in drei Jahren gemacht“, sagt er.
Möglicherweise auch eine Straßenbahn
Wittrock erklärt zudem, dass bei der Planung die Möglichkeit einer Straßenbahnanbindung offengelassen werde. „Wir lassen eine Trassenmöglichkeit und halten dafür Flächen frei, ohne etwas festzulegen. Das wollen wir uns nicht verbauen“, sagt er.
Ortsamtsleiterin Annemarie Czichon denkt ebenfalls weiter: Es ginge um eine große Koordinierung von Themen, bei denen große Linien verfolgt werden. „Wir müssen schauen, dass alle an einem Strang ziehen. Dabei dürfen wir nicht in Amtszeiten denken“, sagt sie.
Zentrale Paketannahme in Woltmershausen denkbar
Neben Mobilitätsstationen, einem neuen Tunnel, Anbindung an Radstrecken und neue Wegeverbindungen innerhalb des Areals, stellte Wittrock auch noch eine weitere Überlegung für das Gebiet vor: Die Einrichtung einer zentralen Paketannahme.
Von dort aus könnten Lieferungen dann im Quartier verteilt werden. „Dann müssen nicht alle Lieferfahrzeuge hinein fahren“, erklärt er. Vorbild könnte das Projekt in der Innenstadt sein. Dort wird derzeit der Lkw-Lieferverkehr durch eine zentrale Stelle, von der aus Lastenräder dann übernehmen, verringert.
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