Bei einer Autogrammstunde im Media Markt in Stuhr brachten Fans unter anderem Gitarren mit, um sie von Michael Schenker (rechts) signieren zu lassen. Foto: Martina I. Meyer
Stuhr

„Let the music do the talking“

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Die Rocklegende Michael Schenker sprach über Kommunikation und Philosophie.

Delme Report: Herr Schenker, wie war ihr erster Gitarrenlehrer?

Michael Schenker: Ich hatte keinen Gitarrenlehrer. Ich war aber mal Gitarrenlehrer.

Und waren Sie ein nachsichtiger Lehrer oder waren Sie streng?

Als ich Unterricht gegeben hatte, war das rein therapeutisch. Ich habe auch nicht gezeigt, wie man spielt, sondern über die Philosophie geredet. Wie man Stücke effektiv mit einem Tonbandgerät schreiben kann, habe ich beigebracht. Das wurde gut angenommen, weil das kein normaler Gitarrenunterricht war, sondern ein ganzer Abschluss. Es ging nicht um Akkorde, sondern um eine ganze Philosophie.

Als Sie bei UFO angefangen haben, konnten Sie noch kein Englisch. UFO ist aber eine Band aus England. Wie lief die Kommunikation ab?

Das war wunderbar. Let the music do the talking. (Engl.: Überlasse das Reden der Musik.) Das viele Gequatsche wurde dadurch minimiert und man hat sich mehr auf das Musikmachen konzentriert. Dadurch ist dann auch gut was zustande gekommen.

Und jetzt sprechen Sie ja auch Englisch.

Jetzt kann ich manchmal gar kein richtiges Deutsch mehr, wenn ich zu viele englische Interviews führe. Dann spreche ich manchmal ein bisschen Rückwärts-Deutsch. Aber wenn ich ein paar Tage Deutsch gesprochen habe, dann geht es wieder los

Wie viele Gitarren haben Sie im Gepäck, wenn Sie auf Konzerttour gehen?

In meinem Gepäck ist immer nur eine zum Bespielen. Die anderen werden separat transportiert. Aber ich habe meistens fünf Gitarren auf der Bühne.

Fünf zur Sicherheit? Falls mal was passiert?

Nein, die wechsle ich. Ich habe mal angefangen mit Michael Schenker Fest, mit jedem Sänger eine andere Gitarre gespielt habe. Das mache ich auch heute noch so. Ich habe mittlerweile eine ganze Menge Michael Schenker Gitarren von Dean Guitars. Die benutze ich, um für jeden Sänger dessen eigenen Look zu haben. Die klingen auch ein bisschen verschieden. Nicht sehr, man merkt es aber trotzdem. Das Gute ist außerdem, dass man nicht so viel stimmen muss. Wenn sich eine Gitarre durch das Spielen gerade verstimmt, muss ich eh schon zur nächsten Gitarre weiter.

Rockstars werden auch gerne als Schauspieler in Filmen besetzt. Alice Cooper spielte etwa in „Die Fürsten der Dunkelheit“. Gab es Filmangebote für Sie?

Ich habe Videos gemacht. Ich habe mal mit dem Tod Schach gespielt.

Jetzt ist mit „Revelation“ das zweite Album von Michael Schenker Fest erschienen. Gibt es verglichen mit dem ersten Album eine Entwicklung?

Eine Entwicklung auf jeden Fall. Graham Bonnet hat etwa darauf bestanden, seine Gesangsmelodie und seine Texte selbst zu schreiben. Das war ein Plus. Mit Ronnie Romero haben wir ein ein tolles, ungewöhnliches Stück erarbeitet. Dazu hatten wir dann auch einen Gastmusiker. Wir wollten dieses Mal Gäste haben

Welche Ihrer Kompositionen sehen Sie als die wertvollste an?

Für mich ist das alles eine Reise. Ich höre nie auf, mich zu entwickeln und man kann kein Jetzt mit dem nächsten vergleichen, weil sich auch die Umgebung immer verändert. Beim nächsten Album hast du dich immer weiterentwickelt. Du hast eine neue Umgebung, es ist eine neue Zeit und so weiter. Ich kann nichts vergleichen. Vor allem, weil ich auch Alben mache und nicht einzelne Stücke. Ich mache ein Album, das sich anhören soll, wie man ein Buch gerne lesen möchte. So mache ich auch Sets für Shows.

Zur Person: Der Gitarrist Michael Schenker spielte unter anderem für die Bands Scorpions und UFO, ehe er die Michael Schenker Group gründete. Michael Schenker Fest ist seine aktuelle Band, die am 20. September ihr zweites Album, Revelation, veröffentlicht hat.

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