Pro: Ralph Saxe, Verkehrsexperte der Grünen-Bürgerschaftsfraktion
Nur wenige Staaten auf der Welt besitzen kein Tempolimit auf Autobahnen. Fast alle davon haben kaum Autobahnen. Außer Deutschland. Es ist ein Wahnsinn, dass man hier 200 Kilometer pro Stunde und mehr fahren darf. Rasende Autos sind gefährlicher und umweltschädlicher. Durch ein Tempolimit von 130 könnten nach Schätzungen bis zu drei Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Unfälle mit Toten und Schwerverletzten auf Autobahnen deutlich angestiegen. Untersuchungen zeigen, dass die Zahl der Unfalltoten und Schwerverletzten auf Autobahnabschnitten mit einem Tempolimit 130 merklich sinkt. Das Autofahren wäre stetiger, sicherer und stressfreier. Rasertouristen aus anderen Ländern kämen allerdings nicht mehr auf ihre Kosten. Die Gewerkschaft der Polizei hält ein Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde für dringend erforderlich. Das ist eine Sache des gesunden Menschenverstandes.
Contra: Michael Haberland, Präsident des Automobilclubs Mobil in Deutschland
Absolut nicht! Denn ein generelles Tempolimit auf Autobahnen hat quasi einen „Null-Effekt“, mit dem wir nichts gewinnen, sondern nur ein weiteres Stück Freiheit verlieren. Die Fakten sprechen ganz klar dagegen. Wir haben in Deutschland die sichersten Straßen – insbesondere die sichersten Autobahnen. Trotz freier Fahrt haben wir hier im Vergleich zu anderen Ländern mit Tempolimit die wenigsten Verkehrstoten zu beklagen. Auch das Argument des Klimaschutzes rechtfertigt ein Tempolimit nicht. Nach einer Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen würden die CO2-Emissionen in Deutschland durch eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 120 allenfalls um 0,27 Prozent sinken. Tempo 130 hätte keinen Effekt. Ähnlich sieht es bei der Luftqualität und der Lärmeinsparung aus. Die Diskussion ist reine Zeitverschwendung. Es geht den Befürwortern nicht um Fakten, sondern um die Beschneidung der Mobilität und eine Politik gegen das Auto.