J.-W. Pape, genannt Willi, kämpft seit Monaten gegen Windmühlen. „Immer wieder versuche ich, meinen Fahrschülern möglichst zeitnah Prüfungstermine zu ermöglichen, aber es ist unmöglich“, sagt Pape. Der Inhaber der Fahrschule Westend in Walle beklagt inzwischen Wartezeiten von mehreren Monaten, Besserung ist seiner Meinung nach nicht in Sicht.
Schuld daran ist laut Pape das neue Terminvergabesystem der Prüfgesellschaft TÜV Nord. Seit Anfang 2019 müssen die Fahrschulen ihre Termine über ein Online-Portal anmelden. Die Termine werden zu bestimmten Zeiten freigeschaltet, die Fahrschulen müssen diese dann möglichst schnell für sich beanspruchen.
Wer zuerst kommt, fährt zuerst
„Wir haben hier in Bremen über 100 Fahrschulen – die müssen dann alle gleichzeitig am Computer sitzen und schauen, dass sie ihre Wünsche realisieren können“, erklärt Pape, der auch dem Fahrlehrerverband Bremen angehört. Dadurch müssen viele Fahrschulen die Prüfungen lange vor sich herschieben – mit dem Ergebnis, dass für die Schüler weitere Fahrstunden und damit höhere Kosten anfallen.
Ähnliche Erfahrungen haben auch andere Fahrlehrer aus Bremen gemacht. „Letztendlich kommen viele zufällige und sporadische Termine dabei heraus, die für alle Beteiligten nicht optimal sind“, sagt ein Fahrlehrer, der namentlich nicht genannt werden möchte. Früher sei es andersherum gelaufen: Die Fahrschulen hätten beim TÜV angerufen, die Zahl der benötigten Prüfungen genannt und innerhalb von zwei Wochen die Termine bekommen.
Fahrlehrer sehen Fachkräftemangel als Ursache
Beim TÜV stoßen die Aussagen auf Unverständnis. „Die Beschwerden der Fahrlehrer können wir nicht nachvollziehen. Alle Termine, die fristgerecht beantragt wurden, haben wir zu 100 Prozent erfüllt“, sagt TÜV-Nord-Sprecher Rainer Carmen. Die Online-Terminierung trage vielmehr zur Optimierung des Systems bei.
Fahrlehrer Pape sieht dagegen ein großes Kapazitätsproblem bei der Prüfgesellschaft. „Der TÜV hat nicht mehr genügend Prüfer. Dadurch ist schon die Gesamtzahl der Prüfungstermine in Bremen zu gering bemessen“, sagt er. So lange der Fachkräftemangel vorhanden sei, sei auch keine Besserung der Probleme in Sicht. Auch zahlreiche Gespräche zwischen Fahrlehrerverband und TÜV seien bislang wirkungslos geblieben. „Oft fühlen wir Fahrlehrer uns dabei auch nicht mehr ernst genommen“, sagt Pape.