Es war schon mehr als nur ein bisschen Neuland, das die Schule für Altenpflege der Bremer Heimstiftung und das Aus- und Fortbildungszentrum für den bremischen öffentlichen Dienst (AFZ) da beackerten: erstmals boten sie eine Ausbildung zum/zur Altenpflegehelfer/in für geflüchtete Menschen in Bremen an. In vielerlei Hinsicht ein Sprung ins kalte Wasser, von dem man vorher nur schwerlich vorhersagen konnte wie er ausgehen würde.
Doch am Ende gab es nur strahlende Gesichter und die Gewissheit, dass das Pilotprojekt gelungen ist: 11 (von ursprünglich 13) Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die Abschlussprüfung bestanden (ein weiterer muss nur noch eine Teilprüfung ablegen) und durften nun am Ellener Hof in Osterholz ihre Zeugnisurkunden entgegennehmen und sich über ihre hervorragenden Prüfungsergebnisse freuen.
Emotionale Momente
Dass die vergangenen 15 Monate mehr waren als „nur irgendeine Ausbildung“ war bei dieser Veranstaltung bei allen Beteiligten jederzeit zu spüren. Man merkte, dass die Schüler im Alter von 18 bis 31 Jahre und aus insgesamt zehn verschiedenen Herkunftsländern, deren Lehrer und Begleiter innerhalb dieser intensiven Zeit zu einer Familie zusammengewachsen sind. Und so ging es dann an diesem Tag auch nicht ohne Freudentränen und große emotionale Momente.
Einige davon waren ganz eng verbunden mit Hemavathany Steinfatt von der Bremer Heimstiftung. Die Dozentin und Leiterin der Flüchtlingsklasse stammt selbst aus Sri Lanka und kann sich noch gut an ihre Zeit erinnern, in der sie selbst ganz frisch nach Deutschland gekommen war. Vielleicht war es auch gerade deswegen ein Glücksgriff, dass ausgerechnet Steinfatt die Schüler unter ihren Fittichen hatte.
Ein Netz zur Absicherung aufgebaut
„Sie waren wie eine Mutter für uns“, bedanken sich die Schüler. Und wie man es von einer Mutter erwartet, kümmerte sich Steinfatt auch nicht nur, darum, dass es mit den schulischen Leistungen klappte. In vielen Dingen des Alltags gab es auch ganz praktische Lebenshilfe, wie ihre Schützlinge berichteten, die zum Beispiel auch darauf sensibilisiert wurden, beim Einkaufen auf Plastikverpackungen zu verzichten.
Das AFZ – dessen Unterstützung weit über das Finanzielle hinaus ging und das den Geflüchteten auch einen Sozialarbeiter zur Seite stellte – sowie die Heimstiftung hatten ein regelrechtes Netz um die Pflegeschüler herum aufgebaut. Ein Netz, das dafür sorgte, dass auf dem Weg zur erfolgreichen Ausbildung keiner verloren gehen sollte.
Immer wieder unbürokratische Lösungen gefunden
Und gleichzeitig ein Netz, in dem es immer wieder auch Unterstützung für die Geflüchteten gab. Nicht nur, wenn es um ganz existenzielle Fragen ging – wie den Aufenthaltsstatus. Sondern auch, wenn die jungen Geflüchteten mit ganz banalen Problemen des alltäglichen Lebens in Deutschland konfrontiert wurden, wie Behördengänge, Wohnsituation oder auch Handyverträge.
Von allen Seiten gab es Unterstützung für dieses Pilotprojekt, bei dem bei manchem Problem auch immer wieder mit unbürokratischen Lösungen ein Weg gefunden werden konnte.
Lebensaufgabe gemeistert
„Wir sind Teil dieser Gesellschaft geworden“, bekräftigen die ausgebildeten Pflegeschüler stolz. Und diesen Stolz hatten sie sich auch absolut verdient. Schließlich hatten sie zusätzlich zu ihrer fachlichen Ausbildung auch noch die deutsche Sprache lernen müssen.
Ein Pensum, das das einer normalen Ausbildung deutlich überstieg und bei dem 15 Monate lang auch nicht viel Freizeit in der Woche übrig blieb. „Diese Ausbildung war tatsächlich eine Lebensaufgabe für die Schüler“, weiß Hemavathany Steinfatt einzuschätzen.
Aber eben auch dies war ein Aspekt, der die Teilnehmer auszeichnete. Alle haben sehr motiviert und mit großem Ehrgeiz ihre Ausbildung absolviert und sind nach 15 harten Monaten nicht nur endgültig in Deutschland, sondern auch in der deutschen Pflegekultur angekommen. Fünf Absolventen wollen sich in der nächsten Zeit beruflich noch weiter qualifizieren.