Wer zum ersten Mal die große Halle des DHL-Standortes im Bremer Güterverkehrszentrum betritt, wähnt sich in einem Labyrinth. Förderbänder schlängeln sich kreuz und quer durch den Raum, Pakete in allen Formen und Größen rasen in einem Affenzahn umher. Was hier passiert, nennt sich Weihnachtsgeschäft: Rund elf Millionen Pakete werden in diesen Tagen umgeschlagen, zu „normalen“ Zeiten sind es insgesamt fünf Millionen.
Gerade jetzt, in der Woche vor Heiligabend, ist der absolute Höhepunkt des Weihnachtsgeschäfts gekommen. „Wir haben gerade den Peak erreicht. Die Hochsaison beginnt aber bereits mit der Black-Friday-Woche im November“, erklärt Rainer Möhlenbrock. Der Standortleiter des Verteilzentrums ist stolz auf die Leistungsfähigkeit der Anlage. 36.000 Pakete pro Stunde werden sortiert, so viel wie sonst nur in wenigen Paketzentren in Deutschland. Langfristig sollen es sogar 40.000 pro Stunde werden.
Nach Heiligabend kommen die Retouren
Aber mit Heiligabend ist das Weihnachtsgeschäft noch nicht vorbei, weiß der Standortleiter. „Danach werden viele Gutscheine eingelöst oder ungewollte Geschenke als Retouren zurückgeschickt“, sagt er. Bis Ende Januar ziehe sich das alles hin.
„Aber wir sind vorbereitet“, sagt Möhlenbrock über den aktuellen Pakete-Ansturm. Momentan arbeiten rund 450 Mitarbeiter am Standort in Bremen-Strom, eine zusätzliche Frühschicht wurde eingerichtet. Alle werden nach Angaben von DHL-Sprecher Stefan Laetsch auf Basis der mit der Gewerkschaft Verdi abgeschlossenen Tarifverträge bezahlt. Außerhalb der Weihnachtszeit sind es rund 300 Mitarbeiter. „Mittlerweile haben wir Mitarbeiter aus 41 Nationen, darunter auch viele Flüchtlinge. Ohne die würden wir das alles gar nicht schaffen“, betont Möhlenbrock.
Weg durchs Labyrinth wird in Sekunden berechnet
Ein anderer wichtiger Baustein auf dem Weg zum richtigen Ziel sind acht große Hochleistungsscanner. Sie können die Sendungen innerhalb von Sekunden erfassen und berechnen daraufhin sofort den individuellen Weg des Pakets durch das Labyrinth aus Förderbändern, nur um es in der richtigen Sekunde am richtigen Ausgang herauszuschießen.
Gleichzeitig erfährt der jeweilige Empfänger mit der Erfassung, dass seine Sendung gerade im Güterverkehrszentrum bearbeitet wird. Dazu können im Bremer Paketzentrum Sendungen, die in Folie verpackt sind, deutlich schneller sortiert werden als anderswo – sie können direkt aufs Band gelegt werden und müssen nicht extra auf zusätzliche Transporthilfen gelegt werden, wie in anderen Paketzentren. Am Ende angekommen, übernimmt dann der Zusteller den weiteren Transport der Sendung zum Empfänger oder zur Packstation.
Die Pakete-Flut nimmt bundesweit zu
Damit am Ende auch jedes Geschenk unter dem Weihnachtsbaum liegt, muss im Paketzentrum also viel Aufwand betrieben werden. Bundesweit ist das Bremer Paketzentrum trotzdem nur ein Rädchen in der großen Maschine. DHL hat bundesweit rund 10.000 zusätzliche Aushilfskräfte als Verstärkung eingestellt. Zudem sind mehr als 12.000 zusätzliche Fahrzeuge im Einsatz.
Denn Online-Bestellungen nehmen immer mehr zu. „Wir sehen bei den größerformatigen Briefsendungen insgesamt ein Wachstum von 30 Prozent“, erklärt DHL-Sprecher Laetsch.