Ehrenamtliche und Flüchtlinge treffen sich in den Sprach-Cafés des MGH bis zu drei Mal die Woche. Hier sollen Deutschlernende eine Gelegenheit bekommen, ihr Gelerntes anzuwenden.Foto: Gräf Ehrenamtliche und Flüchtlinge treffen sich in den Sprach-Cafés des MGH bis zu drei Mal die Woche. Hier sollen Deutschlernende eine Gelegenheit bekommen, ihr Gelerntes anzuwenden. Foto: Gräf
Integration

Stimmengewirr ohnegleichen

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Das Sprach-Café in Stuhr hilft Flüchtlingen in der Gemeinde beim Deutsch lernen.

„Deutsch ist in jeder Hinsicht eine schwierige Sprache“, stellt Erika Thiel, ehrenamtliche Helferin in einem der drei Sprach-Cafés des Mehr-Generationen-Haues (MGH), fest. Und fügt hinzu: „Ich bin froh, dass ich sie nicht lernen muss. Zumal es ja nicht nur bei der Lautbildung bleibt, das Schriftsystem ist den meisten, die hierher kommen, ja auch ganz fremd.“

Mit den Schwierigkeiten, die Zugezogene aus dem Ausland mit der deutschen Sprache haben, kennt sich die 70-jährige Rentnerin aus. Die ehemalige Deutschlehrerin hilft Flüchtlingen, die in Stuhr leben, von den ersten unsicheren Worten bis hin zum Lernen für die Sprachprüfungen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Und sie ist nicht die einzige. Insgesamt 25 bis 30 Ehrenamtliche beteiligen sich in den drei Mal wöchentlich stattfindenden Sprach-Cafés.

MGH war schon früh vorbereitet

Bereits vor fünf Jahren hatte die aus der Türkei stammende Stuhrerin Sema Yildirim die Idee einen Raum zu schaffen, in dem Frauen, die bereits vor einigen Jahren aus dem Ausland zugezogen waren, sich über ihren Alltag und ihre Kulturen austauschen konnten. Als dann ab dem Sommer 2015 immer mehr Flüchtlinge in Stuhr aufgenommen wurden, war man einfach froh, bereits eine Struktur zu haben, auf die man zurückgreifen konnte, so Daniela Gräf, Leiterin des MGH.

Dabei seien die Unterschiede im Niveau deutlich erkennbar, stellt Thiel fest. Jürgen Dörschel, Physiotherapeut im Ruhestand und ebenfalls ehrenamtlicher Helfer, fügt hinzu: „Man merkt ganz deutlich, ob die Leute vorher schon eine Schule besucht haben oder nicht.“

Auch für die Helfer eine Herausforderung

So hätten seiner Erfahrung nach viele aus Somalia oder Syrien stammende Menschen häufig nur eine rudimentäre Schulbildung, während vor allem Iraner oft top qualifiziert seien. Diese verschiedenen Bildungs- und Alphabetisierungsgrade unter einen Hut zu bringen und auf die verschiedenen Bedürfnisse einzugehen, sei nicht immer ganz einfach.

„Bei meinem ersten Besuch war der Raum brechend voll. Man wurde von einem Stimmengewirr sämtlicher Nationen empfangen“, erklärt Christian Lassek, ehemaliger Bänker und seit November 2015 Helfer im MGH, und fügt hinzu: „Es ist definitiv mehr eine Art intuitiver Unterricht, bei dem man immer auf die gegenwärtige Situation eingehen muss.“

Kein Ersatz für BAMF-Sprachkurse

Dabei ersetzt das Sprach-Café keinesfalls einen richtigen Sprachkurs, erklärt Gräf. „Was wir hier bieten können, ist vor allem eine Möglichkeit zum Austausch und das Gelernte zu vertiefen.“

„Einige lernen hier aber auch für ihre BAMF-Kurse“, so Thiel. „Viele Arbeitgeber fordern von Flüchtlingen bei der Einstellung das Sprachniveau B2 nach dem gemeinsamen europäischen Referenzrahmen. Leider fallen in der Regel mehr als 50 Prozent bei den Prüfungen durch.“

Das Problem liege, so Lassek, häufig bei den Schreibfertigkeiten. Er wünscht sich eine Gruppe, in der man sich ganz auf das Schreiben konzentriert. Darauf angesprochen stimmt Gräf zu: „Das ist eine ausgezeichnete Idee. Wir machen das.“ Und auch Dörschel und Thiel bieten gleich ihre Hilfe an, um ihre Schützlinge fit für die Prüfungen zu machen.

Die Sprach-Cafés finden immer montags und donnerstags, 9.30 bis 11 Uhr, sowie mittwochs, 15.30 bis 17 Uhr, im MGH, Bremer Straße 9, statt und stehen allen Lernwilligen und ehrenamtlich Engagierten offen. Außerdem wird montags, 14.45 bis 15.45 Uhr, eine B2-Sprachkurs-Hilfe angeboten. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 0421  /  80  60  98  74 oder online unter mgh-stuhr.de


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