Die Luft ist ein bisschen salziger, die Temperaturen ein wenig milder, die Geräuschkulisse ein wenig spanischer: Und doch ist in der baskischen Haupstadt Bilbao Bremen derzeit zum Greifen nah. Denn in einem der wohl renommiertesten Ausstellungshäuser Spaniens, dem Guggenheim Museum, sind derzeit rund 130 Werke aus der Sammlung der Kunsthalle Bremen zu sehen.
„Wir wollen eine Geschichte erzählen“, sagt Kuratorin Petra Joos. Unter dem Titel „Von Delacroix bis Beckmann“ werden noch bis zum 16. Februar Gemälde, Skulpturen und Kupferstiche gezeigt, die die Beziehungen zwischen der deutschen und französischen Kunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts sichtbar machen wollen. „Gustav Pauli hat als erster Direktor eines Museums diese Nische beleuchtet“, sagt Joos. „Die Kunsthalle war schon in ihren Anfängen ein sehr avantgardistisches Haus.“
Arbeiten von Claude Monet, Edgar Degas und Pierre-Auguste Renoir stehen Bildern von Max Liebermann, Lovis Corinth und Max Slevogt gegenüber, Werke der Künstlerkolonie Worpswede und von Paula Modersohn-Becker weisen zur deutschen Kunst der Moderne.
Gelegenheit genutzt
Und weil die Stücke wegen der aktuellen Ikonen-Ausstellung ihren Platz in Bremen räumen mussten, war die Gelegenheit günstig. „Die Idee dazu haben wir seit einigen Jahren, denn die Sammlung hat uns schon immer interessiert“, sagt Joos. „Jetzt hat es endlich geklappt.“ Für die Kuratorin des Guggenheim Museums eine großartige Chance, in ihrer Wahlheimat Kunstwerke „aus einem der bedeutendsten Museen Deutschlands“ auszustellen.
Aber wie passt die Bremer Kunst in das 1997 eröffnete spanische Vorzeige-Museum für moderne Kunst? Allein das von dem berühmten Architekt Frank O. Gehry kreierte Gebäude aus Kalkstein und Titan am Ufer des Nervión gilt mit seinem dekonstruktivistischen Baustil schon als architektonisches Kunstwerk.
Die riesige Spinnen-Skulptur „Maman“ von Louise Bourgeois, „Puppy“, die über zwölf Meter hohe Blumen-Skulptur von Jeff Koons, „The Matter of Time“, eine begehbare Installation des US-amerikanischen Bildhauers Richard Serra, und viele weitere spektakuläre und in der internationalen Kunstszene diskutierte Arbeiten haben in dem Wahrzeichen Bilbaos ihren Platz. „Mit den Werken aus Bremen wollen wir die Grundlagen der zeitgenössischen Kunst, die es bei uns zu erleben gibt, zeigen. Die ist ja nicht vom Himmel gefallen“, sagt Joos.
Werke neu ausgeleuchtet
Ein Blick in den Ausstellungsraum offenbart Erstaunliches: Selbst wenn man als Bremer viele Werke schon gesehen hat – im Guggenheim Museum wirken sie faszinierend anders, strahlen eine andere Intensität, Farbigkeit und Leuchtkraft aus. „Das liegt an unserer neuen LED-Technik“, erklärt Petra Joos. „Seit vergangenem Jahr haben wir die Lichter, die wir wie Spots einstellen können. Aber noch nicht im ganzen Hause – die Kosten sind unaussprechlich hoch.“
Der Effekt dieser Technik sei sogar dem deutschen Botschafter aus Madrid bei der Vernissage aufgefallen: Der hat vor Jahren seinen Militärdienst in Bremen abgeleistet und ein Bild von Émile Bernard bei sich hängen, so Joos. Als er nun in Bilbao das Original wiedersah, sei er schlichtweg begeistert gewesen. Und damit steht er vermutlich nicht alleine: Bis Mitte Dezember besuchten bereits über 140.000 Menschen die Ausstellung.
Mehr Infos zum Guggenheim Museum in Bilbao gibt es unter guggenheim-bilbao.eus und zu der Kunsthalle unter kunsthalle-bremen.de