Rund um die Lahusen-Villa auf der Nordwolle sind so manche mutierte und kuriose Bäume zu finden. Karl Bringmann lädt für Sonntag zu einem kundlichen Rundgang ein. Im Anschluss treffen sich interessierte Baum-Freunde im Café Chateau.Foto: Konczak Rund um die Lahusen-Villa auf der Nordwolle sind so manche mutierte und kuriose Bäume zu finden. Karl Bringmann lädt für Sonntag zu einem kundlichen Rundgang ein. Im Anschluss treffen sich interessierte Baum-Freunde im Café Chateau.Foto: Konczak
Rundgang

Von kleinen Riesen und Gurken-Früchten

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Gehölzkundliche Kurz-Führung der Delmenhorster "Pro-Baum-Organisation".

An der Ruine der Brücke, die früher von der Lahusen-Villa auf der Nordwolle in den großen Park der Fabrikantenfamilie führte, steht eine Rotbuche. Allerdings eine ganz besondere, eine selten-mutierte Rotbuche, deren Äste bizzar verdreht sind und teilweise rechtwinklig abknicken. Ein Hingucker mit kleinem Gruseleffekt.„Lahusens Gärtner hat dieses kuriose Exemplar damals absichtlich an exponierter Stelle in die Nähe der Villa gepflanzt“, ist sich Karl Bringmann sicher.

Der 82-jährige pensionierte Jurist ist aktives Mitglied der „Pro-Baum-Organisation Delmenhorst-Bremen“ und lädt für kommenden Sonntag, 23. Februar, 10 Uhr, zu einer gehölzkundlichen Kurz-Führung rund um die Lahusen-Villa am Wollepark ein. Treffpunkt für Interessierte ist bei der Toreinfahrt Ecke Nordwollestraße/Fabrikhof.

Im Anschluss findet dann das Monatstreffen der Delmenhorster Baumfreunde im benachbarten Café Chateau, Fabrikhof 1, statt. Im Fokus soll dann erneut das „unbrauchbare Gutachten“ zum Ausbau der Syker Straße stehen, wie es die Baumfreunde nennen, weil der Gutachter nicht einmal gewusst habe, dass dort unterschiedliche Eschen stehen, unter anderem eine Art, die nur halb so groß wird, wie die gewöhnliche Esche.

„Die Behörden wissen das genau“

Bringmann, der sich insbesondere nach seiner aktiven Zeit als Jurist, die Kunde über etliche Bäume angeeignet hat, weiß zu gut, dass kein Anwohner oder keine Bürgerinitiative ein Klagerecht auf einen schönen Baum oder einen Park vor der Tür hat. „Die Behörden wissen das genau“, sagt er und schmunzelt. So könne nach Gutsherrenart geschaltet und gewaltet werden.

Seiner Ansicht nach sei nicht unbedingt das Problem, dass kranke Bäume gefällt werden müssten, sondern dass kaum neue Bäume hinzu kämen. „Hier jagt man offensichtlich nur kranken Bäumen hinterher“, bedauert Bringmann. Er wünscht sich, dass man Aufforstungen von städtischer Seite mehr überprüfe. „Ein Gutachter, der gerne weitere Aufträge seitens der Stadt bekommen möchte, entscheidet nicht gegen sie“, erklärt er.

Als Beispiele für unsinnige Abholzungen nennt Bringmann die ehemalige Baumreihe Am Stadtgraben, die für den Parkhausbau weichen musste und die großflächige Abholzung hinter dem Krankenhauskomplex. „Das hätte man viel besser koordinieren können“, sagt Bringmann. Er wechselt das Thema und zeigt auf den Stamm eines Ilex, einer Stechpalme, neben dem Ehrenmal am Eingang zum Wollepark. „Selten erreicht ein Ilex solch eine Stammstärke“, erklärt der 82-Jährige bewundernd.

Riesen-Mammutbaum im kleinen Vorgarten

Gegenüber davon, auf dem Grundstück am Fabrikhof 3 sieht Bringmann eine weitere Kuriosität: Einen Riesen-Mammutbaum. Dieser ist allerdings ganz klein und obendrein gekappt. „In ihrer kalifornischen Heimat werden diese Bäume 80 Meter hoch und der Stamm lässt gelegentlich ein Tor entstehen, durch das ein Auto fahren kann“, erläutert Bringmann. Auf der Nordwolle habe man ihn in einen Vorgarten viel zu dicht am Haus gepflanzt.

Ein paar Häuser weiter am Fabrikhof stehen zwei unterschiedliche Eichen nebeneinander: Eine heimische Stieleiche mit breiter Krone und eine vom Balkan stammende Zerreiche, die schnurgerade in den Himmel wächst. „Die Krone wird irgendwann über das Haus hinwegreichen. Falls der Eigentümer nicht vorher eine Sägekolonne herbeiruft“, sagt der Baumfreund.

Bringmann geht in Richtung des El Mariachi-Gebäudes, der ehemaligen Kantine der Nordwestdeutschen Woll- und Kammgarnspinnerei. „Schauen Sie dort! Vor dem Eingang hat Lahusen zwei Gurken-Magnolien gepflanzt. Das finde ich sehr witzig“, sagt er und lacht. Die Früchte dieser Magnolienart würden an das grüne Gemüse erinnern. Der 82-Jährige vermutet, dass sich der Fabrikant etwas dabei gedacht habe, als er die Bäume an diesem Standort pflanzen ließ.

Die Mitglieder der „Pro-Baum-Organisation“ treffen sich jeweils am letzten Sonntag des Monats um 11 Uhr im Café Chateau auf der Nordwolle.

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