Ludwig Augustinsson taugt bei Werder Bremen eigentlich nicht als Hoffnungsträger. Schon wegen seiner Position als Linksverteidiger. Sicher keine unwichtige Position, aber gemeinhin stehen Spieler wie er nicht im Verdacht, für ein Team die Kastanien aus dem Feuer holen zu können.
Folglich muss man vorsichtig sein, Ludwig Augustinssons bevorstehendes Comeback mit großen Erwartungen zu verknüpfen. Aber es ist schon so, dass seine Rückkehr ins Team einen Qualitätssprung bedeutet. Das sieht der Schwede vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund am Samstag genauso.
„Ich kann der Mannschaft sowohl defensiv als auch offensiv helfen, kann die Jungs vorne mit Flanken und Pässen füttern“, sagt Augustinsson, der in diesem Jahr wegen zwei aufeinanderfolgender Muskelfaserrisse noch keine Partie bestritten hatte. Nun ist er wieder fit und brennt auf seinen Einsatz. „Ich habe viel Energie und Hunger“, sagt er.
Leistungssteigerung gefordert
Klar, es hat sich eine Menge angestaut bei dem 26-Jährigen, der in der laufenden Saison in nur sechs Partien zur Verfügung stand. Zwei Drittel der Hinrunde hatte er nach einer Knie-OP verpasst, dann dauerte das Comeback nur sechs Spiele bis zum ersten Muskelfaserriss. In der Vorbereitung auf die Rückrunde folgte der zweite. Was da in der Reha schiefgelaufen war? „Schwer zu sagen im Fußball“, meint Augustinsson, „es war einfach unglücklich für mich gelaufen.“ Passiert ist passiert – so ist seine Haltung, „jetzt richte ich den Blick nur nach vorne.“
Zu sehen gibt es da den Abstiegskampf und als nächsten Gegner Borussia Dortmund, den Bundesliga-Dritten. Augustinsson ist erfahren genug, um jetzt nicht die große Wende für ein Spiel gegen einen Titelanwärter zu prophezeien. Was er jedoch macht – und das in aller Deutlichkeit – ist, dass er seinen Kollegen ins Gewissen redet. Er, der als „24Pro“, also als 24-Stunden-Profi, bekannt ist, fordert vor den letzten zwölf Spielen von allen Mitspielern eine klare Leistungssteigerung. „Wir haben noch zwölf Finals vor uns, wir müssen jetzt loslegen. Und jeder muss sich verbessern, jeder muss mehr geben, mehr kämpfen. Wir brauchen von jedem Spieler 15 Prozent mehr!“
„Blutleer und willensschwach“
Wer solche Sätze hört und liest, kann erahnen, welchen (schlechten) Eindruck der schwedische Nationalspieler von der Tribüne aus vom Bremer Team gewonnen hat. Ein Team, das sich laut ihm in einem „Teufelskreis“ befindet – ein Teufelskreis aus Niederlagen, verlorenem Selbstvertrauen und neuen Niederlagen. „Da müssen wir jetzt raus. Bei der Qualität unserer Spieler ist es doch nicht zu erklären, warum man die nicht auf dem Platz sieht“, meint Augustinsson.
Im Pokalspiel gegen den BVB hatte Werder einmal aufblitzen lassen, was in der Mannschaft steckt. Dann aber auch wieder alles vermissen lassen. Die Vorstellungen gegen Union Berlin und RB Leipzig waren blutleer und willensschwach. Denen nun wieder ein Sonnenscheinspiel gegen Dortmund folgt? Schön wär’s, sagt Augustinsson, gibt aber zu bedenken, dass der Liga-Alltag nichts mit dem Pokal zu tun hat: „Wir haben zwar gezeigt, dass wir sie schlagen können, aber das wird uns am Samstag nicht zu sehr helfen. Dortmund wird uns sicher nicht unterschätzen.“ Nicht nochmal jedenfalls.
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