Mit seinen 35 Jahren ist Niklas Moisander der älteste Profi des SV Werder Bremen, aber noch so voller Fußball-Feuer. Deswegen hat sich der Innenverteidiger auch darüber geärgert, dass er ein paar Spiele von der Bank aus erleben musste.
Herr Moisander, Sie sind seit über vier Jahren in Deutschland, wissen Sie als Finne eigentlich, was eine Schnapszahl ist?
Niklas Moisander: Nein, das habe ich noch nie gehört.
Ihr 111. Bundesliga-Spiel steht an – und das ist in Deutschland eine Schnapszahl: Wie wichtig wäre es für Sie, dabei auch in der Startelf zu stehen?
Ich will immer von Anfang an spielen. Und wenn diese Schnapszahl in Deutschland so wichtig ist, dann umso mehr (lacht).
Na ja, wichtig vielleicht nicht, aber man darf sich nach so etwas einen Schnaps gönnen.
Dafür bin ich schon zu alt. Und nach dem Spiel muss ich regenerieren, das dauert in meinem Alter inzwischen etwas länger.
Aber Sie ahnen, worauf wir anspielen: Nach dem ersten Spieltag, dem 1:4 gegen Hertha, haben Sie Ihren Stammplatz verloren. Gegen Hoffenheim sind Sie nun zurückgekehrt und haben anschließend gesagt, dass es schwer war, den Platz auf der Bank zu akzeptieren. Haben Sie sich unfair behandelt gefühlt?
Eigentlich möchte ich gar nicht so viel über meine persönliche Situation sprechen, weil die Mannschaft wichtiger ist. Aber es war schon sehr enttäuschend für mich, weil ich einfach jedes Spiel machen will. Ich habe immer noch dieses Feuer in mir, um auf Bundesliga-Niveau zu spielen.
Müssten Sie mit Ihren 35 Jahren nicht etwas entspannter mit so einem Thema umgehen können?
Meine Frau sagt das auch (lacht). Sie hat natürlich gemerkt, dass ich nicht so zufrieden war. Aber ich glaube, diese Einstellung ist einer der Hauptgründe, warum ich in meinem Alter überhaupt noch in der Bundesliga spiele. Ich verstehe ja: Ich bin 35, mein Vertrag läuft am Saisonende aus, wir haben auch jüngere Spieler. Aber damit will ich mich einfach noch nicht beschäftigen.
Welche Rolle spielte es dabei, dass Sie Kapitän sind?
Ich muss ehrlich sagen, dass es dadurch etwas verwirrend für mich war. Ich bin der Kapitän, also noch wichtig für die Mannschaft, und werde dann schon nach einem Spiel auf die Bank gesetzt.
Waren Sie sauer auf Trainer Florian Kohfeldt?
Wir haben darüber gesprochen und es ist alles geklärt zwischen uns, wir schauen nach vorne. Wichtiger ist ohnehin die Mannschaft. Die hat auch ohne mich gut gepunktet. Jeder ist wichtig, egal ob er schon 100 Spiele gemacht hat oder erst 18 ist. Wir müssen ein Team sein – und da sind wir auf dem richtigen Weg.
Marco Friedl gilt schon lange als Ihr potenzieller Nachfolger, hatte Sie jetzt auch verdrängt. Wie ist Ihr Verhältnis zu ihm?
Wir Abwehrspieler haben alle ein sehr gutes Verhältnis. Marco ist jetzt schon ein paar Jahre hier, er hat sich das durch gutes Training absolut verdient. Konkurrenzkampf gehört zum Fußball und ist gut.
Sie hatten gegen Hoffenheim 105 Ballkontakte, so viele wie kein Anderer – eine Passquote von 95 Prozent, auch das ist Bestwert. War das der Moisander, den Sie sich wünschen?
Ich glaube, das war ein ordentliches Spiel von mir. Wir hatten etwas mehr den Ball als zuletzt. Das ist genau mein Spiel mit vielen Ballkontakten und Verantwortung im Spielaufbau. Da kann ich meine Qualitäten einbringen. So macht mir Fußball Spaß.
Werder ist Tabellensiebter, trotzdem gibt es Kritik an der fußballerischen Qualität. Ist das fair?
Mir ist egal, was die Medien oder die Menschen darüber denken. Letztes Jahr war alles so schlecht, da kann ich verstehen, dass das noch nicht vergessen ist. Wir spielen auch noch nicht überragend, aber wir machen einen guten Job. Wir haben ordentlich gepunktet, wir stehen gut da in der Tabelle. Aber wir wissen auch, dass wir weiter hart arbeiten müssen.
Warum steht die Abwehr viel besser als in der Vorsaison?
Wir haben unser Spiel verändert. Die Abwehrarbeit beginnt vorne mit den Stürmern. Und wenn ich sehe, wie unsere Gegner nun unter Druck gesetzt werden, dann ist das etwas ganz anderes. Das hilft uns hinten enorm. Wir agieren viel mehr als Mannschaft und arbeiten viel besser zusammen.
Sind Sie überrascht, dass ein Jean-Manuel Mbom mit seinen erst 20 Jahren aus der Dritten Liga kommt und gleich so gut funktioniert?
Überrascht nicht, aber beeindruckt, wie er sich in der 3. Liga entwickelt hat. Seine Mentalität ist sehr gut, er will unbedingt Bundesligaspieler werden. Ich finde es einfach geil, so etwas bei einem jungen Spieler zu sehen. Das sieht man nicht so häufig, bei ihm ist das echt brutal.